Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht,
Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht,
Daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht,
Daraus der Laut der Liebe zu uns spricht.
Und jedes Menschen wechselndes Gemüt,
Ein Strahl ists, der aus dieser Sonne bricht,
Ein Vers, der sich an tausend andre flicht,
Der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht.
Und doch auch eine Welt für sich allein,
Voll süß-geheimer, nievernommner Töne,
Begabt mit eigner, unentweihter Schöne,
Und keines Andern Nachhall, Widerschein.
Und wenn du gar zu lesen drin verstündest,
Ein Buch, das du im Leben nicht ergründest.
Zum Welttag der Poesie ein Theodor-Fontane-Gedicht (aus seinen Liedern und Sprüchen):
Der echte Dichter
(Wie man sich früher ihn dachte)
Ein Dichter, ein echter, der Lyrik betreibt,
Mit einer Köchin ist er beweibt,
Seine Kinder sind schmuddlig und unerzogen,
Kommt der Mietszettelmann, so wird tüchtig gelogen,
Gelogen, gemogelt wird überhaupt viel,
‘Fabulieren’ ist ja Zweck und Ziel.
Und ist er gekämmt und gewaschen zuzeiten,
So schafft das nur Verlgenheiten.
Und ist er gar ohne Wechsel und Schulden
Und empfängt er pro Ziele ‘nen halben Gulden
Oder pendeln ihm Orden am Frack hin und her,
So ist er gar kein Dichter mehr,
Eines echten Dichters eigenste Welt
Ist der Himmel und – ein Zigeunerzelt.
Johann Sebastian Bach wäre heute stattliche 329 Jahre alt geworden. Das hält den Komponisten nicht ab, am Ort seiner ehemaligen Wirkungsstätte in Leipzig eine Geburtstagssause zu veranstalten.
Die Kinder der Stadt bringen auf dem Thomaskirchhof ein Ständchen zu seinen Füßen, dafür lädt Bach hinterher zu Kaffee und Kuchen ein.
Im Bachmuseum gegenüber gibt es beim Tag der offenen Tür tolle Führungen und auch in den nächsten Tagen noch Veranstaltungen und Konzerte. Ein lebendiges Kulturprogramm für einen alten Meister!
Das Museum ist übrigens ein interaktiver und museumspädagogischer Genuss, das gilt auch für alle anderen Tage.
Auf die Buchmesse stimmte eine literarische Stadtführung am Mittwoch ein. Am Treffpunkt, zu Füßen Goethes, erzählte “die Leipzigerin”, dass keinem anderen Studienabbrecher so ein schönes Denkmal gesetzt worden sei (Goethe studierte Jura in Leipzig, machte aber keinen Abschluss). Wir erfuhren, dass Leipzig lange bevor die Buchstaben dank Gutenberg das Laufen lernte quasi eine Buchmessestadt war: Früher handelte man eben mit Handschriften. Der Rundgang durch die Stadt führte an die ehemaligen Pforten vieler Literaten (darüber bei Gelegenheit mehr).
Donnerstag dann zum ersten Mal in die Leipziger Messehallen. Die Sonne ließ die lichtdurchflutete Glashalle und die Glastunnel (Ameisenfeeling!) zwischen den Messehallen leuchten.
Im Vergleich zur Frankfurter Buchmesse wirkt die Leipziger Buchmesse auf angenehme Weise kleiner und kuschliger. Trotzdem gibt es immer noch eine Menge Messetrubel …
Überholt sind womöglich auch bald unsere Lesegewohnheiten, denn künftig kann manbeim Lesen spritzen.Interessantes Konzept.
Das grandiose #Leargram-Projektist zwar gerade vorbei, kann aber noch eingesehen werden: Shakespeares King Lear auf Instagram; zu jeder Textzeile wurden Fotos gesammelt – was für ein Zeitsprung.
Libromaniehat diese Woche eine so passende#Montagsfrage gestellt, dass ich sie mal gleich beantworte:Hast du schon einmal einen Ort besucht, nur weil er in einem Roman vorkommt?
Oh ja. Nicht nur einmal.
Frank McCourts Die Asche meiner Mutter führte mich im Irlandurlaub extra nach Limerick. Auch Heinrich Bölls Irisches Tagebuch erzählt davon. Das Stadtklima war zum Glück nicht mehr so scheußlich wie im Roman, hat mich aber trotzdem nicht besonders angesprochen. Ganz im Gegensatz zu anderen irischen Gegenden.
Außerdem bin ich mit dem „Hogwarts-Express“ von Fort Williams nach Mallaig gefahren: Tolle Aussicht, aber von innen doch nur ein überfüllter, alter Regionalzug.
Sehr gerne sehe ich mir aber auch die Schreib- und Lebensorte von Schriftstellern und Dichtern an. Auf meiner Literatour nach Edinburgh habe ich mir unter anderem den geistigen Geburtsort von Harry Potter angesehen. Hierzulande besuchte ich dasGoethehaus in Weimarund das Hermann-Hesse-Kabinett in Tübingen, wo Hesse seine Buchhändlerlehre absolvierte.