Esther Grau

inspired by dreams

Buchextrakt (13) Heinrich Böll: Irisches Tagebuch

Juni15

Heinrich Böll besuchte Irland zum ersten Mal im Jahr 1954  und fühlte, er betrat eine andere Welt. Seine Eindrücke schildert er wie im Vorübergehen, locker hingeworfene Anekdoten, fragmentarisch, aber voller Poesie. Sein Blick findet auch in Alltäglichkeiten grundlegende Besonderheiten:

„Gleicht der kontinentale Tee einem vergilbten Postscheckbrief, so gleicht er auf diesen Inseln westlich von Ostende den dunklen Tönen auf russischen Ikonen, durch die es golden durchschimmert, bevor die Milch ihm eine Farbe ähnlich der Hautfarbe eines überfütterten Säuglings verleiht; auf dem Kontinent serviert man den Tee dünn, aber aus kostbarem Porzellan, hier gießt man aus ramponierten Blechkannen gleichgültig ein Engelsgetränk zu des Fremden Labsal, und spottbillig dazu, in dicke Steinguttassen.“ (S. 17)

Hugo Hamilton ist 50 Jahre später Bölls Spuren gefolgt und erzählt in seinem Buch Die redselige Insel von Veränderungen bei Land und Leuten. Quintessenz: Die Zeit hat auch Irland eingeholt.

Trotz der guten Idee hat mir der lakonische Ton nicht besonders gefallen, daher gibt’s hier nur den Querverweis. Der Böll dagegen ist auch heute noch äußerst unterhaltsam.

posted under Wortreich

Comments are closed.

 
  • Ich mach was mit Büchern