Esther Grau

inspired by dreams

Traumkalender (1)

Dezember1

„Die Magie des Traumes versagt am Tage oft, weil auch noch der beste Träumer die Außenwelt im Wachen wichtiger nimmt als er sollte. Die Verrückten können das besser; sie erklären sich für Kaiser und die Zelle für ihr Schloss, und alles stimmt wunderbar.

Die Außenwelt umzaubern können, ohne doch verrückt zu werden, das ist unser Ziel. Es ist nicht leicht, dafür aber ist wenig Konkurrenz da.“

Hermann Hesse, Briefe

Literarische Adventskalender

November30

Nachdem mir im Buchladen diverse literarische Katzenkalender, Hunde- und Pferdekalender (!) begegnet sind, werde ich selbst eine weitere Nische bedienen, die zum Blog passt: Mein literarischer Traumkalender erzählt ab morgen in Gestalt eines Adventskalenders mit täglichen Einträgen, was verschiedene Autoren über Träume geschrieben haben. Inspiration garantiert!

Da es aber auch woanders schön ist, empfehle ich hier drei weitere Online-Adventskalender literarischer Natur:

Einen literarischen Adventskalender mit 24 Ausschnitten aus 24 nie geschriebenen Romanen gibt es beim Literaturcafé. Das verspricht unterhaltsam zu werden …

Vertreter der schreibenden Zunft finden tägliche Anregungen beim Adventskalender für Autoren, denn er enthält allerlei Schreibideen, Text- und Hörbeispiele.

Ein literarischer Adventskalender mit “klassischer Füllung”, das heißt mit Weihnachts- und Wintergedichten zum Lesen und Anhören, öffnet sich Tür für Tür bei deutschstunden.de.

Eine schöne Adventszeit!

Zwischen den Jahren

Dezember26

Zwischen den Jahren – es klingt, als könne man unversehens durch einen Spalt im Kalender schlüpfen und die Zone der Zeitlosigkeit betreten. Dort, wo der Möglichkeitssinn mehr Raum findet.

Ein altes Wissen, dass sich Tore öffnen für allerlei Begegnungen: mit der Zukunft, mit den Toten, mit der Geisterwelt. Früher feierte man in dieser Zeit außerhalb der Zeit die Rauhnächte, später auch Heilige Nächte genannt.

So oder so – die zwölf Nächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar sind eine außergewöhnliche Zeit. Darum eignen sie sich auch besonders zum Träumen. Wer tagsüber Pläne und Vorsätze fürs neue Jahr schmiedet, kann nachts vielleicht schon eine Vorschau erleben. Denn jede der Rauhnächte sagt angeblich einen Monat des folgenden Jahres voraus. Nur weiß man im Reich der Möglichkeit nie genau, wessen Zukunft man träumt …

Genaueres über die Rauhnächte und ihre Orakelkräfte gibt’s hier zu lesen.

Traum und Poesie

Oktober6

Träume und Dichtergebilde sind eng miteinander verschwistert,
Beide lösen sich ab oder ergänzen sich still,
Aber sie wurzeln nicht bloß im tiefsten Bedürfnis der Seele,
Nein, sie wurzeln zugleich in dem unendlichen All.
In die wirkliche Welt sind viele mögliche andre
Eingesponnen, der Schlaf wickelt sie wieder heraus,
Sei es der dunkle der Nacht, der alle Menschen bewältigt,
Sei es der helle des Tags, der nur den Dichter befällt,
Und so treten auch sie, damit das All sich erschöpfe,
Durch den menschlichen Geist in ein verflatterndes Sein.

Friedrich Hebbel

Bücherbaum

September20

Ein Traumprojekt der besonderen Art ist der Bücherbaum Libertree.

Der Strafvollzugsbedienstete Gerhard Peschers träumte 2008 von einem Baum, der auf einer Gefängnismauer wächst. Dabei trägt der Baum nicht nur Früchte und Blätter, sondern auch Bücher. Diese Traumvision setzte eine Bewegung in Gang, die sich über viele Länder hinaus verbreitet hat. Nach dem Motto: The world is too small for walls.

Libertree passt noch besser als Bücherbaum zu dem Projekt, weil das lateinische Wort liber einerseits „Buch“, andererseits „frei“ bedeutet – ein traumverdichteter Name sozusagen.

Die Website Bücherbaum gibt dem Traum ebenfalls einen schönen Ausdruck. Er ist in inzwischen vielen Sprachen nachzulesen, außerdem kann man Bilder und Texte zum Thema anschauen.

Wer die Wirkung dieses kraftvollen Traumsymbols live sehen möchte, kann sie auf einer Ausstellung im Rahmen der Frankfurter Buchmesse erleben.

Traumbibliotheken

Juli3

Hohe Säle, weite Regale, breite Buchrücken, in denen das Wissen von Jahrhunderten ruht. Im Traum versammeln sie alle menschenmögliche Kenntnis durch alle Zeiten.

Ein schöner Abglanz davon ist der Long Room der Alten Bibliothek (1732) im Trinity College Dublin.  Mit der Luft atmet man Geist und Inspiration. Ein wunderbarer Ort.

Den betagten Büchern zuliebe habe ich mich an das Fotoverbot gehalten, aber hier darf man ganz offiziell gucken:

Trinity_College_Library-long_room

Foto: Nic McPhee from Morris, MN, USA

Noch besser wirkt die Bibliothek hier.

Samuel Beckett, Bram Stoker und Oscar Wilde sind übrigens als Studenten durch diese Halle gewandelt.

Und wo wir gerade dabei sind: 

Die textzicke hat neulich auf den ultimativen Kick für Bücherfreunde verwiesen: bookshelfporn.

Das ist schon wirklich geil.

Erinnerungsscan

Mai14

Bei Star Trek klang es immer so einfach – da wurden mal eben die Erinnerungsengramme vom Computer gecheckt und schon war klar, was im Schädel eines Menschen vor sich ging.

Längst nähert sich die Hirnforschung dieser Zukunftsvision an, wenn auch mit kleinen Schritten.

Neuestes Ergebnis: Ein Hirnscanner, der “Erinnerungen sichtbar machen” kann. Wenigstens lautet so der reißerische Titel der Berichterstattung.  Tatsächlich ergab eine Studie der Standford-Universität, dass ein geschultes Auge anhand der Hirnaktivität einer Versuchsperson zumindest bestimmen kann, ob diese ein Gesicht wiedererkennt oder nicht. Denn die Hirnmuster fallen unterschiedlich aus, wenn ein Gesicht als neu oder vertraut eingestuft wird. 

Der Wahrheit muss das Ergebnis aber noch lange nicht entsprechen. Denn mit den Bildern der Magnetresonanztomografie lässt sich lediglich nachweisen, dass eine Person überzeugt ist, ein Gesicht zu kennen.

Wegen dieses Subjektivitätsfaktors bleibt fraglich, in wieweit diese Technologie künftig in Gerichtsverfahren zur Überprüfung von Augenzeugen wirklich zum Einsatz kommen kann. Obwohl es bereits einen derartigen Fall gegeben haben soll. 

Quelle

Wer denkt, lenkt – Gedankenübertragung (2)

April30

Das Phänomen ist bekannt: Gerade denkt man an jemanden, da klingelt das Telefon und eben dieser Mensch ruft an. Gedankenübertragung? Nach der Entwicklung im Kommunikationssektor zu urteilen, wird das bald der Fall sein. Dann gibt’s Gedankensteuerung zum Beispiel als App fürs Smartphone.

Das so genannte NeuroPhone existiert bereits. Damit kann man anrufen, ohne viele Worte zu machen oder die Hände zu benutzen. Einfach das im Mobiltelefon gespeicherte Bild des gewünschten Gesprächsteilnehmers ansehen – und die Verbindung steht. So ist es jedenfalls gedacht. Momentan müsste man dafür noch eine Elektrodenhaube mit dem Charme eines Fahrradhelms tragen. Bis zur Marktreife wird es also noch ein Weilchen dauern.

Ebenso einfach soll man sich künftig per Gedankenkraft durch die Social-Media-Landschaft bewegen. Entwickler haben ein Brain Twitter Interface kreiert, das zum Schreiben der Tweets eine neue Buchstabiervariante einsetzt.

Wenn uns im Alltag der Zukunft Roboter zur Hand gehen, so lassen sich diese ebenfalls übers Denken lenken. Honda arbeitet bereits an der Entwicklung eines gedankengesteuerten Roboters. Das Video zeigt den Roboter ASIMO, der seine Befehle via Brain Machine Interface erhält.

Wer denkt, lenkt – Gedankenübertragung (1)

April28

Gedankenübertragung klingt nach Science-Fiction und Esoterik. Doch darf man getrost in dieser Dimension bleiben, um sich dem Phänomen zu nähern.

Fakt ist, dass Gedankenübertragung aktuell wissenschaftlich erforscht wird. Und was sind Gedanken in den Augen der Wissenschaft? Genau, Hirnströme. Also nichts anders als elektrische Impulse, die sich transferieren lassen.

Folglich dreht sich die neurologische Forschung um die Entwicklung einer Gehirn-Computer-Schnittstelle (Brain Computer Interface, BCI). Sie soll das Lenken von Maschinen per Gedankenkraft ermöglichen.

Das funktioniert so: Die elektrische Aktivität des Hirns wird über Elektroden auf der Kopfhaut gemessen. Diese Elektroenzephalografie (EEG) verwandelt anschließend ein Computer per Mustererkennung in technische Steuerungssignale.

Möglich wird dieser Prozess durch die Eigenschaft des Gehirns, die Vorstellung eines Verhaltens –  zum Beispiel eine Handbewegung – genauso abzubilden wie die ausgeführte Handlung. Wer eine Bewegung denkt, aktiviert folglich dieselben Nervenzellen wie bei der tatsächlichen Bewegung. Die entsprechende elektrische Aktivität der Nervenzellen lässt sich durch spezifische Änderungen in den Hirnströmen erkennen. Das Muster kann dann zur Auswahl zwischen zwei Alternativen genutzt werden. Die Vorstellung einer bestimmten Bewegung steht für Option A, die Vorstellung einer bestimmten anderen Bewegung für Option B. Über ein solches Auswahlverfahren lassen sich Computer(programme) steuern.

Als medizinische Anwendung für nahezu komplett gelähmte Menschen hat sich ein derartiges Interface bereits als Kommunikationsmittel etabliert. Diese Menschen lernen, per Gedanken einen Mauszeiger zu steuern und sind so in der Lage, einen Computer zu bedienen. Über die Auswahl einzelner Buchstaben können sie sogar E-Mails schreiben. Dadurch nehmen sie wieder am sozialen Leben teil, von dem sie zuvor oft komplett abgeschnitten waren. Darüber hinaus verhilft ihnen die Errungenschaft zu größerer Selbstständigkeit im Alltag, weil sie einfache Alltagshandlungen durch computergesteuerte Haustechnik wieder ausführen können (Lichtschalter, Türöffner, Heizung bedienen etc.).

Das Potenzial dieser Technologie beschränkt sich bei Weitem nicht auf die Verbesserung der Lebensqualität für Behinderte.

Die Spieleindustrie ist dagegen längst über das Stadium des Prototyps hinaus. Inzwischen existieren zahlreiche unterschiedliche Gehirn-Computer-Schnittstellen zur Steuerung von Computerspielen. Vorteil: Die Reaktionsgeschwindigkeit erhöht sich mit dem Gehirn als Eingabegerät rasant.

Wer alle seine Sinne beisammen hat und sich nicht um Egoshooter schert, könnte dennoch den Brain Computer Interfaces künftig allerorten begegnen. Welche lebensnahen Anwendungsbeispiele für den Alltag die Technologie noch ermöglicht, gibt’s im 2. Teil zu lesen.

Paraplüsch

April14

Traumanalyse kann ein Weg zur Heilung sein. Wer hätte gedacht, dass diese Therapiemethode auch in der Psychiatrie für misshandelte Kuscheltiere zum Einsatz kommt?  In Vertretung von Dr. Kindermann kann man hier zum Beispiel ein Schaf mit Wahnvorstellungen, eine hyperaktive Schildkröte und ein Krokodil mit Angststörung behandeln. 

Die liebevoll inszenierten Therapiesitzungen beziehen ein breites Behandlungsspektrum ein. Mit therapeutischen Gesprächen, medizinischen Untersuchungen, Mal- und Musiktherapie bis hin zum Motivations- und Aggressionsbewältigungstraining werden die merkwürdigen Verhaltensweisen der plüschigen Patienten ergründet und – bei richtiger Kombination der Methoden – geheilt. Ethisch fragwürdig ist höchstens die Elektroschockbehandlung …

Es gibt durchaus schwere Fälle. Aber immer findet sich am Ende eine traumatische Erfahrung, die die knuffigen Patienten vom Grund ihrer Seelen quält und ihre Ticks plausibel erklärt. Von da ist es nicht weit zur Heilung.

Wer auch mit Hilfe der Supervision keinen Therapiefortschritt erzielt, kann die Patienten auch einfach für eine Heimtherapie kaufen – zum Beispiel den leibhaftigen Wolf im Schafspelz.

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