Esther Grau

inspired by dreams

Wer denkt, lenkt – Gedankenübertragung (1)

April28

Gedankenübertragung klingt nach Science-Fiction und Esoterik. Doch darf man getrost in dieser Dimension bleiben, um sich dem Phänomen zu nähern.

Fakt ist, dass Gedankenübertragung aktuell wissenschaftlich erforscht wird. Und was sind Gedanken in den Augen der Wissenschaft? Genau, Hirnströme. Also nichts anders als elektrische Impulse, die sich transferieren lassen.

Folglich dreht sich die neurologische Forschung um die Entwicklung einer Gehirn-Computer-Schnittstelle (Brain Computer Interface, BCI). Sie soll das Lenken von Maschinen per Gedankenkraft ermöglichen.

Das funktioniert so: Die elektrische Aktivität des Hirns wird über Elektroden auf der Kopfhaut gemessen. Diese Elektroenzephalografie (EEG) verwandelt anschließend ein Computer per Mustererkennung in technische Steuerungssignale.

Möglich wird dieser Prozess durch die Eigenschaft des Gehirns, die Vorstellung eines Verhaltens –  zum Beispiel eine Handbewegung – genauso abzubilden wie die ausgeführte Handlung. Wer eine Bewegung denkt, aktiviert folglich dieselben Nervenzellen wie bei der tatsächlichen Bewegung. Die entsprechende elektrische Aktivität der Nervenzellen lässt sich durch spezifische Änderungen in den Hirnströmen erkennen. Das Muster kann dann zur Auswahl zwischen zwei Alternativen genutzt werden. Die Vorstellung einer bestimmten Bewegung steht für Option A, die Vorstellung einer bestimmten anderen Bewegung für Option B. Über ein solches Auswahlverfahren lassen sich Computer(programme) steuern.

Als medizinische Anwendung für nahezu komplett gelähmte Menschen hat sich ein derartiges Interface bereits als Kommunikationsmittel etabliert. Diese Menschen lernen, per Gedanken einen Mauszeiger zu steuern und sind so in der Lage, einen Computer zu bedienen. Über die Auswahl einzelner Buchstaben können sie sogar E-Mails schreiben. Dadurch nehmen sie wieder am sozialen Leben teil, von dem sie zuvor oft komplett abgeschnitten waren. Darüber hinaus verhilft ihnen die Errungenschaft zu größerer Selbstständigkeit im Alltag, weil sie einfache Alltagshandlungen durch computergesteuerte Haustechnik wieder ausführen können (Lichtschalter, Türöffner, Heizung bedienen etc.).

Das Potenzial dieser Technologie beschränkt sich bei Weitem nicht auf die Verbesserung der Lebensqualität für Behinderte.

Die Spieleindustrie ist dagegen längst über das Stadium des Prototyps hinaus. Inzwischen existieren zahlreiche unterschiedliche Gehirn-Computer-Schnittstellen zur Steuerung von Computerspielen. Vorteil: Die Reaktionsgeschwindigkeit erhöht sich mit dem Gehirn als Eingabegerät rasant.

Wer alle seine Sinne beisammen hat und sich nicht um Egoshooter schert, könnte dennoch den Brain Computer Interfaces künftig allerorten begegnen. Welche lebensnahen Anwendungsbeispiele für den Alltag die Technologie noch ermöglicht, gibt’s im 2. Teil zu lesen.

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