Esther Grau

inspired by dreams

Büchertage

Juli10

Als kleine Variation meiner Reihe Buchextrakte wird es in nächster Zeit 31 Einträge zu (mindestens) 31 Büchern geben.

Ursprünglich sollte das Projekt wohl einen vollen Monat mit täglichen Artikeln ergeben, aber da werde ich es etwas entspannter mit dem Blindtextblogger halten, von dem ich die Idee aufgegriffen habe, und zwischendurch andere Themen einfließen lassen.

Tag 1 – Das Buch, das du zurzeit liest
Tag 2 – Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst
Tag 3 – Dein Lieblingsbuch
Tag 4 – Dein HassLangeweilebuch
Tag 5 – Ein Buch, das du immer und immer wieder lesen könntest
Tag 6 – Ein Buch, das du nur einmal lesen kannst
Tag 7 – Ein Buch, das dich an jemanden erinnert
Tag 8 – Ein Buch, das dich an einen Ort erinnert
Tag 9 – Das erste Buch, das du je gelesen hast
Tag 10 – Ein Buch von deinem Lieblingsautoren/deiner Lieblingsautorin
Tag 11 – Ein Buch, das du mal geliebt hast, aber jetzt hasst
Tag 12 – Ein Buch, das dir Freunde/Bekannte etc.  empfohlen haben
Tag 13 – Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst
Tag 14 – Ein Buch aus deiner Kindheit
Tag 15 – Das 4. Buch in deinem Regal von links
Tag 16 – Das 9. Buch in deinem Regal von rechts
Tag 17 – Augen zu und irgendein Buch aus dem Regal nehmen
Tag 18 – Das Buch, mit dem schönsten Cover, das du besitzt
Tag 19 – Ein Buch, das du schon immer lesen wolltest
Tag 20 – Das beste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast
Tag 21 – Das blödeste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast
Tag 22 – Das Buch in deinem Regal, das die meisten Seiten hat
Tag 23 – Das Buch in deinem Regal, das die wenigsten Seiten hat
Tag 24 – Ein Buch, von dem niemand gedacht hätte, dass du es liest/gelesen hast
Tag 25 – Ein Buch, bei dem die Hauptperson dich ziemlich gut beschreibt
Tag 26 – Ein Buch, aus dem du deinen Kindern vorlesen würdest
Tag 27 – Ein Buch, dessen Hauptperson dein „Ideal“ ist
Tag 28 – Zum Glück wurde dieses Buch verfilmt!
Tag 29 – Warum zur Hölle wurde dieses Buch verfilmt?
Tag 30 – Warum zur Hölle wurde dieses Buch noch nicht verfilmt?
Tag 31 – Das Buch, das du am häufigsten verschenkt hast

 

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Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral

Juli8

Warum es sich lohnt, in der Sonne zu liegen …

Als kleiner Nachtrag hier Bölls pointierte Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral, die er 1967 als Zeitungskolumne verfasste.

Wer sich gerne vorlesen lässt, hört hier:

Außerdem gibt es einen schönen Kurzfilm nach der Erzählung:

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Cooles Vokabular?

Juli4

Ein kühles Thema als erfrischende Abwechslung in der Sommerhitze:

Anatol Stefanowitsch hinterfragt den Mythos, dass Eskimos aufgrund ihres Lebensumfelds mehr Wörter für Schnee kennen.  

„…Eskimos, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben als im Schnee herumzusitzen und über die neuesten, weiß in weiß gehaltenen Inneneinrichtungsideen für Iglus zu reden.“

Und hier zur Vorgeschichte.

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Buchextrakt (14) Rüdiger Vaas: Schöne neue Neuro-Welt

Juni30

Der Wissenschaftsjournalist Rüdiger Vaas gibt einen allgemeinverständlichen Überblick zum Thema Hirnforschung. Für den interessierten Laien stellt er den aktuellen Forschungsstand mit seinen konkreten Anwendungsmöglichkeiten vor. Dabei orientiert er sich an den drei Dimensionen neurologische Erklärungen, neurologische Eingriffe und Neuroethik.

Einen guten Einblick in das Themenspektrum gibt folgender Auszug aus der Einführung:

“Hirn-Doping und Gedächtnis-Manipulatoren werfen Fragen auf nach Fairness (Chancengleichheit, Zugangsmöglichkeiten), Selbstbestimmung (äußererer Druck, kognitives Wettrüsten) und Identität (auch Gewissen und Verantwortung). Hirnscans stellen das Recht auf (Nicht)Wissen und die Privatheit der Gedanken (etwa bei Lügendetektoren oder Einstellungstest) in Frage und schaffen neue Möglichkeiten der Überwachung (bis hin zur präventiven Verhaftung und Kriminalchirurgie). Elektroden und Gehirn-Computer-Schnittstellen eröffnen neue Wege des Manipuliertwerdens und des ‘freiwilligen’ Freiheitsverlusts. Nervenzell-Transplantationen rütteln am Gehirntodeskriterium und an der persönlichen Identität und könnten Embryonen zu Ersatzteillagern degradieren. Auch die vielfältigen Einflüsse der neurowissenschaftlichen Erkenntnisse und deren philosophische Bedeutung haben eine ethische Dimension. Denn unser Selbst- und Weltbild bestimmt unser Handeln mit; und mutmaßliche ‘Kränkungen’ des Menschenbilds oder Erklärungen von Bewusstsein, Willensentscheidungen, Moral und Religiosität (vielleicht sogar deren Bezweiflung und Kritik) können labile Menschen in die Irre führen oder ideologische Fundamentalismen und Wissenschaftsfeindlichkeit begünstigen. So werden bereits Forderungen nach einer ‘Anthropologie-Folgenabschätzung’ laut, nach einer ‘neuen Bewusstseinskultur’ oder ‘normativen Psychologie’. Aber auch die philosophische Grundfrage wird neu gestellt: Was ist – oder wird – der Mensch?” (S. 15)

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Buchextrakt (13) Heinrich Böll: Irisches Tagebuch

Juni15

Heinrich Böll besuchte Irland zum ersten Mal im Jahr 1954  und fühlte, er betrat eine andere Welt. Seine Eindrücke schildert er wie im Vorübergehen, locker hingeworfene Anekdoten, fragmentarisch, aber voller Poesie. Sein Blick findet auch in Alltäglichkeiten grundlegende Besonderheiten:

„Gleicht der kontinentale Tee einem vergilbten Postscheckbrief, so gleicht er auf diesen Inseln westlich von Ostende den dunklen Tönen auf russischen Ikonen, durch die es golden durchschimmert, bevor die Milch ihm eine Farbe ähnlich der Hautfarbe eines überfütterten Säuglings verleiht; auf dem Kontinent serviert man den Tee dünn, aber aus kostbarem Porzellan, hier gießt man aus ramponierten Blechkannen gleichgültig ein Engelsgetränk zu des Fremden Labsal, und spottbillig dazu, in dicke Steinguttassen.“ (S. 17)

Hugo Hamilton ist 50 Jahre später Bölls Spuren gefolgt und erzählt in seinem Buch Die redselige Insel von Veränderungen bei Land und Leuten. Quintessenz: Die Zeit hat auch Irland eingeholt.

Trotz der guten Idee hat mir der lakonische Ton nicht besonders gefallen, daher gibt’s hier nur den Querverweis. Der Böll dagegen ist auch heute noch äußerst unterhaltsam.

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Fragen zur Fußball-WM in Südafrika

Juni11

Angeblich wurden die folgenden Fragen (F) tatsächlich auf einer südamerikanischen Tourismuswebsite gestellt und beantwortet (A):

F: Werde ich in den Straßen Elefanten sehen? (USA)
A: Hängt davon ab, wie viel Alkohol Sie trinken.

F: Wie läuft die Zeit in Südafrika? (USA)
A: Rückwärts. Bleiben Sie nicht zu lange, sonst sind Sie zu klein, um allein wieder zurückzufliegen.

F: Gibt es ATMs (Geldautomaten) in Südafrika? Und können Sie mir bitte eine Liste von diesen in Johannesburg, Kapstadt, Knysna und Jeffrey’s Bay schicken? (GB)
A: An was ist Ihr letzter Sklave gestorben?

F: Können Sie mir Informationen über Koalabärenrennen in Südafrika schicken? (USA)
A: AUS-TRA-LI-EN ist die große Insel in der Mitte des Pazifiks. AF-RI-KA ist der große dreieckige Kontinent südlich von Europa, wo es keine … ach, vergessen Sie’s. Sicher, Koalabärenrennen finden jeden Dienstagabend in Hillbrow statt. Kommen Sie nackt.

F: Welche Richtung ist Norden in Südafrika? (USA)
A: Sehen Sie nach Süden und drehen Sie sich dann um 180 Grad.

F: Kann ich Besteck in Südafrika einführen? (UK)
A: Wieso? Nehmen Sie doch die Finger, genau wie wir.

F: Gibt es Parfum in Südafrika? (Frankreich)
A: Nein, brauchen wir nicht. Wir stinken nicht!

F: Feiern Sie Weihnachten in Südafrika? (Frankreich)
A: Gelegentlich – das heißt ungefähr einmal im Jahr.

F: Gibt es die Beulenpest in Südafrika? (Deutschland)
A: Nein. Aber bringen Sie sie doch mit!

F: Werde ich dort Englisch sprechen können? (USA)
A: Sicher – wenn Sie diese Sprache beherrschen, können Sie sie auch dort sprechen.

F: Bitte schicken Sie mir eine Liste mit den Krankenhäusern, die ein Serum gegen Klapperschlangenbisse besitzen. (USA)
A: Klapperschlangen gibt es nur in A-ME-RI-KA, wo Sie herkommen. In Südafrika gibt es nur vollkommen harmlose Schlangen – diese können sicher gehandhabt werden und eignen sich hervorragend als Spielkameraden für Hamster und andere Haustiere.

F: Gibt es Supermärkte in Kapstadt, und gibt es das ganze Jahr über Milch? (Deutschland)
A: Nein, wir sind eine Nation von streng veganischen Beerensammlern.  Milch ist bei uns illegal.

F: Regnet es eigentlich in Südafrika? Ich habe im Fernsehen noch nie gesehen, dass es regnet. Wie wachsen dort dann die Pflanzen? (UK)
A: Wir importieren alle Pflanzen voll ausgewachsen und buddeln sie hier ein. Dann schauen wir zu,wie sie langsam eingehen.

Quelle: http://lustich.de

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Buchextrakt (12) Hans Halter: Ich habe meine Sache hier getan*

Juni4

Vor seiner Zeit als Autor und Journalist hat Hans Halter als Arzt gearbeitet, der den Sterbeprozess vieler Menschen begleitet hat.  Zu seinem Erstaunen fand er ihre letzten Worte oft erstaunlich pointiert, quasi als Verdichtung ihrer Lebenseinstellung. Das veranlasste Halter, die letzten Worte (berühmter) Menschen zusammen mit einer kurzen Charakteristik in diesem Buch zu sammeln.

Entspannt ist der Abschied von Theodor Fontane.  Obwohl selbst Apotheker, entsagt er allen Medikamenten, auch bei seinem eigenen Herzleiden, dem er schließlich erliegt. An seinem Todestag schreibt ein letztes Gedicht und wünscht sich von der Tochter:

“Bring mir doch bitte einen Likör für mein schwaches Herz.”

Als sie mit dem Getränk zurückkehrt, ist Fontane bereits gegangen.

Immer wieder finden sich auch Einsichten , die die Sterbenden in ihrer Todesstunde überkommen. Christian Morgenstern erkennt etwa mit seinem letzten Lebensfunken:

“Der Husten ist vierdimensional.”

Belege für ein heiteres Sterben hat Halter ebenfalls zahlreich gesammelt. So ist sich Heinrich Heine gewiss:

“Gott wird mir verzeihen – das ist sein Metier.”

*Der Titel des Buches ist übrigens der letzte Lebenssatz von Albert Einstein.

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Buchextrakt (11) Jonathan Barnes: Das Albtraumreich des Edward Moon

Mai10

Der gelangweilte Magier Edward Moon sehnt sich nach einem neuen Mord – um ihn aufzuklären. Prompt bekommt er es mit einem geheimnisvollen Fall zu tun, bei dem es augenscheinlich nicht mit rechten Dingen zugeht – soweit man das von einem Mordszenario überhaupt sagen kann.

Als ambitionierter Hobbydetektiv erinnert Moon gelegentlich an Sherlock Holmes, zumal der Roman ebenfalls im viktorianischen London spielt. Anders als Holmes verlässt er sich jedoch nicht nur auf seinen Verstand. Vielmehr ist er quasi Experte für magisch anmutende Vorgänge, deren Witterung er sogleich aufnimmt und dabei tief in das Albtraumreich eintaucht …

Atmosphärisch dicht lebt das Buch vor allem von seinen anschaulichen Beschreibungen mit pointierten Darstellungen selbst der Nebenfiguren. Skurril und schaurig-schön.

„Nebel war aufgekommen und verlieh den Straßen einen unheimlichen, geisterhaften Schein; die Menschen, an denen Honeyman vorbeikam, muteten ihn verschwommen und unwirklich an, nicht leibhaftig – wie Figuren aus einem Märchenbuch. Sie sprachen ihn an, bettelten um Brot oder Almosen, versprachen schlüpfrige Vergnügungen oder boten sich selbst feil. Doch Honeyman schritt an ihnen allen vorbei. Zu oft war er schon hier gewesen und mittlerweile abgestumpft und an den Anblick des Menschengeschlechts in seinem elendsten und verderbtesten Zustand gewöhnt. Heute war er auf der Suche nach neueren und ruchloseren Genüssen. Er wollte tiefer in die Verworfenheit sinken.“ (S. 10)

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Buchextrakt (10) David Foster Wallace: Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich

April26

Beruflich eine Luxus-Kreuzfahrt durch die Karibik zu erleben, um als Gegenleistung ein bisschen über das Leben an Bord zu schreiben, klingt verlockend. Für David Foster Wallace wird der Trip allerdings zum Albtraum.

Für seine Reportage taucht er tief ein in einen Urlaub, der sich schon bald als fremde Parallelwelt entpuppt. Der Autor schildert amüsante Begebenheiten, macht sich aber nicht einfach über die amüsierwilligen reichen Rentner lustig, sondern nimmt die Strukturen des Vergnügungsdampfers genau unter die Lupe. Seine messerscharfe Beobachtungsgabe schneidet tief in die Eingeweide der Luxusmaschinerie – und unterhält dabei sehr gut

“Ich habe erwachsene US-Bürger aus dem gehobenen Mittelstand gehört, erfolgreiche Geschäftsleute, die am Info-Counter wissen wollten, ob man beim Schnorcheln nass wird, ob Skeetschießen im Freien stattfindet, ob die Crew ebenfalls an Bord schläft oder um welche Uhrzeit das Midnight-Buffet eröffnet wird. Ich kenne die feinen cocktailogischen Unterschiede zwischen einem Slippery Nipple und einem Fuzzy Navel. Ich weiß, was ein Coco Inco ist. In einer einzigen Woche war ich 1500 Mal Zielobjekt des berühmten amerikanischen Service-Lächelns. Ich hatte zweimal Sonnenbrand, und zweimal hat sich die Haut geschält. Ich habe auf See Tontauben geschossen. Reicht das? Damals schien es nämlich nicht zu reichen.”

Selbstreflexion bleibt auch nicht auf der Strecke. So bemerkt der Autor Veränderungen am eigenen Leib während der elitären Reise: Anfangs ist es ihm peinlich, trotz der 5-6 üppigen Mahlzeiten an Bord den Zimmerservice zu bemühen. Damit Küche und Kellner nicht schlecht über ihn denken, verteilt er seine Unterlagen als Arbeitsalibi in der ganzen Kabine, obwohl ihn nicht die Arbeit, sondern ein sozialphobischer Anflug von den Buffets fernhielt.

Änderung nach einer Woche Luxuslager: Der Autor verschwendet keinen Gedanken mehr an seine Außenwirkung, bestellt den Zimmerservice ebenso häufig wie bedenkenlos, erwartet nur noch das Allerbeste, an dem er dann doch etwas auszusetzen findet: Tatsächlich hätte er gern ein Gürkchen mehr auf seinem Sandwich gehabt.

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Buchextrakt (9) Dacia Maraini: Gefrorene Träume

April18

Eine Schriftstellerin kommt zu ihren Geschichten, indem sie von ihren Romanfiguren besucht wird und deren Erzählungen lauscht. Doch dieses Mal schreibt sie schon längst an einer Geschichte, als sich eine gewisse Zaira in ihr Bewusstsein drängt und sie nicht mehr verlässt. Ob die Autorin will oder nicht – nach und nach erfährt sie die Geschichte von Zairas Familie aus den Abruzzen, häppchenweise, als kleine, verlockende Anekdoten, denen sie nicht widerstehen kann. Sie handeln mal von dieser, mal von jener Familiengeneration. Deshalb vorweg als Tipp: Am Ende des Buches gibt es einen gezeichneten Stammbaum, der den Überblick bewahren hilft.  

Nach und nach stellt sich heraus, dass die fremde Figur gar nicht so “dahergelaufen” kam wie gedacht. Die Ebene der Schriftstellerin interagiert zunehmend mit Zairas Erzählungen und es entstehen neue Verbindungen: 

Die Schriftstellerin mit den kurzen Haaren ist in demselben Wald einmal einem Schäfer aus Foggia begegnet, einem großen, kräftigen und intelligenten jungen Mann, der Bücher las – sogar einen Roman von ihr hatte er gelesen – , während er mit den Schafen umherzog. Er hatte ein abgeschlossenes Studium, verzichtete aber darauf Lehrer zu werden, weil sein Vater mittlerweile gestorben war und ihm einige hundert Schafte hinterlassen hatte. „Ich habe alles mal überschlagen und dabei festgestellt, daß ich mit Wolle und Milch mehr verdiene. Also habe ich beschlossen, den Beruf meines Vaters zu ergreifen. Die Schafe gehören ja sowieso schon zur Familie.“

Hin und wieder machte sie sich auf und drang tief in den Wald von Ermellina ein. Sie wollte diesen Schäfer wiedertreffen, mit der geschliffenen Sprache und den lächelnden großen Augen, die dran gewöhnt waren, bei den Worten der Bücher zu verweilen. Auch er hatte ein Mobiltelefon in der Tasche, obwohl mitten im Wald von Ermellina kein Netz zum Telefonieren zur Verfügung steht. Außerdem besaß er ein großes blaues Auto mit Klimaanlage, das immer in der Nähe des Pferches geparkt war. Jetzt hat sie ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, wer weiß, wo er sich aufhält“ Ist er etwa auch verschwunden? Warum der Schäfer, dem Zaira begegnete wohl so ganz anders ist als der, den sie selbst tatsächlich im Wald von Ermellina kennengelernt hat?  Ein literarischer Kunstgriff? Der Wunsche, eine glaubwürdigere Figur zu schaffen? Wann trifft man schließlich schon mal auf einen Schäfer, der Bücher liest und die Universität besucht hat? (S. 118)

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