Esther Grau

inspired by dreams

Buchextrakt (4) Hoeg, Peter: Das stille Mädchen.

Februar25

Im Mittelpunkt steht ein Clown, dessen Gespür für Menschen sein außergewöhnliches Gehör ist. Er nimmt die ganze Welt vor allem über diesen dominanten Sinn wahr, das funktioniert ähnlich wie mit dem Geruchssinn in “Das Parfum“. Gefallen hat mir neben der Krimispannung im kalten Kopenhagen (Winterlektüre!) vor allem die sprachliche Beschreibung dieser sinnlichen Besonderheit.

“Er trank aus seinem Glas. Mitten in der Niederlage erschienen ihm alle Geräusche ganz nah. Kein Monat hatte solche Geräusche wie der April. Die Bäume noch nackt. Kein Laub, das Widerhall und Streuung dämpfte. Er hörte den letzten Berufsverkehr aus Glostrup. Das ferne Summen von Ring 4. Die Vögel im Moor. Die Stimmen der Näherinnen. Die Verheißung des Sonnenuntergangs. Des Feierabends. Zugleich nicht ganz anwesend. Ein Teil ihres Systems war bereits auf dem Heimweg. Die meisten hatten Kinder. Wenn Frauen Kinder bekamen, wurden ihre Stimmen schwer. Es war eine ostinate Schwere.” (S. 51)

posted under Wortreich

Comments are closed.

 
  • Ich mach was mit Büchern