Esther Grau

inspired by dreams

Buchextrakt (19) Leonie Swann: Garou

September11

Die irischen Schafe sind wieder auf Spurensuche. Ihre neue Schäferin Rebecca – Tochter des ermordeten Schäfers aus dem ersten Teil – löst das Versprechen ihres Vaters ein und unternimmt eine Europareise mit den Schafen. Allerdings lernt der Leser davon nur die Zeit im französischen Winterquartier kennen. Kälte, Schnee und schlechtes Wetter bestimmen die Atmosphäre, weshalb der Sommertitel Garou eigentlich zu früh erschienen ist. Er liest sich mit heißem Tee auf dem Sofa eben besser als auf der Sonnenterrasse – also hervorragende Lektüre ab sofort.

Nach dem Schafskrimi Glennkill geht es im Schafsthriller Garou um einen Wolf im Schafspelz oder genauer: eine Wolfsnatur im Menschengewand, die blutige Spuren in den Schnee schreibt. Im Schatten eines Schlosses, das einmal eine Nervenheilanstalt war, laufen viele undurchsichtige Charaktere an der Schafsweide vorbei und stiften Verwirrung unter den Wolligen.

In gewohnter Schafsmanier machen sich die kleinen Rasenmäher ihre ganz eigenen Gedanken zu den Geschehnissen in ihrer Umgebung. So sehen sie zum Beispiel gar nicht ein, warum im Tarot ausgerechnet der Teufel eine schlechte Karte sein soll,  die doch einen freundlichen, gehörnten Herrn mit Hufen zeigt.

Um die Schafsperspektive zu unterstreichen, findet Leonie Swann wieder viele Wortspiele, die einfach Spaß machen.

Neues Lieblingswort: Wollensstärke.

“Die Schafe standen schnaufend im Schnee. Gute Nacht! Rebecca  hatte leicht reden! Sie würde morgen nicht in den Pferch gelockt und vom Tierarzt verarztet werden.”

‘Ich gehe morgen einfach nicht in den Pferch!’, verkündete Heide plötzlich.

Die anderen schwiegen. Sie hatten schon öfters beschlossen, einfach nicht mehr in den Pferch zu gehen. Aber wenn der Futtereimer klapperte und der süße, schwere Duft des Kraftfutters über die Weide strömte, gingen sie doch. Jedes Mal.

‘Aber der Futtereimer …’, sagte Mopple niedergeschlagen.

‘Wir brauchen nur Wollensstärke’, sagte Heide. Sie hatte es von Mama gehört. Mit Wollensstärke ging alles!

Einige Schafe plusterten sich, um stärker zu wollen. Andere guckten betreten zu Boden. Cloud war das wollensstärkste Schaf der Herde gewesen – und der Tierarzt hatte sie in den Wald gejagt.

‘Wir brauchen nicht nur Wollensstärke!”, sagte Maple plötzlich. ‘Wir brauchen einen Plan.”  (S. 48-49)

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