Esther Grau

inspired by dreams

Biedermeier-Weihnachten auf Burg Hülshoff anno 1840

Dezember18

Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff schreibt eine Weihnachtsanekdote von Burg Hülshoff. Die Kinder sind die Neffen und Nichten der Annette von Droste-Hülshoff, Kinder ihres Bruders Werner. Lest, was man sich damals schenkte:

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„Weihnachten waren die Kinder ganz glückselig, –Heinrich bekam einen ganzen Jagdapparat – ein neues Gewehr, Jagdtasche, Pulverhorn – Hagelbeutel – Peitsche und Kuppel – sonst Kleidungsstücke – Anna ein altes goldnes Ührchen, und auch Kleidungsstücke. – eine schwarze Kaputze mit Pelzrand, – einen einfachen grauen Winterhut, Pelzhandschuh – Schnupftücher, – Nachthauben – ein tägliches Kleid – ein Hemd Schürzen – Mäxchen und die Uebrigen Alle viel Kleidungsstücke, aber doch auch Spielsachen, worunter ein Kasten mit Klötzchen zum Bauen, und zwey Kinderflinten jetzt eine lächerlich wichtige Rolle spielen. – denk Dir, jeden Abend wird ein großes Schloß gebaut, was dann Heinrich, Max und Werner [Bruder der Droste] a la tete mit den Flinten niederschießen, es geht sehr langsam, da die Klötzchen so schwer sind, daß jedes wohl zwanzig mahl muß getroffen werden, eh es nur auf die Seite rückt, – dann ein lautes Geschrey ‚ er hat sich bewegt! er hat sich bewegt!‘ oder ‚er hat sich rund umgedreht!‘ – ich muß zuweilen vor Lachen aus dem Zimmer gehen, wenn ich meinen soliden Bruder so triumphiren höre, als wenn er wenigstens eine Sau geschossen hätte“.

Quelle: Brief der Annette von Droste-Hülshoff vom 5.1.1841 aus Hülshoff an These von Droste-Hülshoff in Meersburg

Start der Leserunde bei Lovelybooks: 26.10.15

Oktober21

So, die Gewinner der Verlosung stehen fest und bekommen bald ihr Buch vom Verlag: Herzlichen Glückwunsch!

Über das rege Interesse am Buch habe ich mich sehr gefreut und hoffe, wir lesen uns alle ab nächste Woche bei Lovelybooks – ab Montag (26.10.) geht es los. Hier noch einmal der Link zur Leserunde.

Ab nächste Wochen machen wir es uns dort zusammen nett in unserem virtuellen literarischen Salon und plaudern über Annette von Droste-Hülshoff, die Grimms und alles, was euch an “Grimms Albtraum” interessiert. Wir fangen ganz locker an, also kommt vorbei. Das geht auch, wenn ihr bei der Verlosung nicht mitgemacht habt oder bis dahin noch nicht allzu weit mit der Lektüre seid. Ich freu mich auf euch und eure Beiträge!

 

Mit Frau Droste auf die Buchmesse – und um die Welt #fbm15

Oktober16

Wenn sie das noch erlebt hätte – Frankfurter Buchmesse! Die ganze Welt der Literatur in Reichweite!

Also sind wir zusammen losgezogen …

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Gerne wäre Annette von Droste zu Hülshoff mehr gereist, aber zu Postkutschenzeiten war das ja nicht so einfach. Auf der #fbm15 ist es ganz leicht und ein Geschenk, einmal um den Globus zu lesen.

fbm15_Globus

Ein Besuch im Salon Weltempfang wäre nach ihrem Geschmack gewesen. Die Übersetzer sprachen in ihrer Borderline-Runde über Grenzverläufe der Sprache. Wir haben gelernt: Manche Übersetzer lesen rational, andere körperlich und dritte spirituell – am Ende braucht es wohl alle drei Teile, um in eine Geschichte einzutauchen und sie über Sprachgrenzen zu bringen.

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Weiter gings auf der literarischen Länderreise in die Schweiz. Das Thurgau kannte Frau Droste dank ihres Schwagers ja schon und von der Meersburg am Bodensee aus blickte sie auf die Schweizer Alpen. Zum Schauplatz ihres Versepos Das Hospiz auf dem Großen Sankt Bernhard hat sie es aber leider nie geschafft – so this is swiss:

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Wenn wir schon unterwegs sind, soll es aber auch noch viel weiter und bis an die Enden der Welt gehen.

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Natürlich auch ins diesjährige Gastland der Buchmesse – nach Indonesien.

Der Gastland-Pavillon empfängt seine Besucher mit einer Hommage an Goethe.

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Von der anderen Seite gelesen antwortet Indonesien mit dem Zitat eines eigenen Schriftstellers:

fbm15_warum

Der Pavillon ist sehr poetisch gestaltet, eine Installation für alle Sinne und unbedingt sehenswert (eine Oase im Rummel der Buchmesse!):

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Die Zitate ihrer indonesischen Kollegen hätten Frau Droste wohl aus dem Herzen gesprochen:

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Leserunde bei Lovelybooks

Oktober14

Noch bis zum 20.10.2015 läuft die Bewerbung für die Lovelybooks-Leserunde zu “Grimms Albtraum”. Wer Lust hat, eins von zehn Exemplaren meines Droste-Romans zu gewinnen, die der Acabus-Verlag verlost, hat jetzt die Chance.

Hier entlang bitte, um sich für ein Freiexemplar zu bewerben.

Aber auch wenn es nicht klappen sollte, sind natürlich alle herzlich zum Mitlesen und Diskutieren eingeladen. Ich freu mich auf euch!

Grimms Märchen mal auf Platt

September3

Ein weiteres Märchen, das Jenny von Droste-Hülshoff dem Märchensammler Wilhelm Grimm zukommen ließ, heißt „Die drei schwarzen Prinzessinnen“ (Nr. 137 der Kinder- und Hausmärchen) und wurde ursprünglich auf Plattdeutsch übermittelt.

So liest sich das Original:

De drei schwatten Prinzessinnen

Ostindien was von den Fiend belagert, he wull de Stadt nig verloeten, he wull ersten seshundert Dahler hebben. Do leiten se dat ut trummen, well de schaffen könne, de soll Börgemester weren. Do was der en armen Fisker, de fiskede up de See mit sinen Sohn, do kam de Fiend un nam den Sohn gefangen und gav em daför seshundert Dahler. Do genk de Vader hen und gav dat de Heerens in de Stadt, und de Fiend trock av und de Fisker wurde Börgemester. Do word utropen, wer nig »Heer Börgermester« segde, de soll an de Galge richtet weren. […]“

Weiter geht’s unter dem diesem  Link. Auf Hochdeutsch kann man das Märchen hier nachlesen:

 

Die zertanzten Schuhe

August27

Ein Blick hinter die Kulissen: Jacob und Wilhelm Grimm haben sich ja viele Märchen erzählen lassen. Was ihnen die Adelsdamen ihrer Bekanntschaft zutrugen, schrieben sie gerne auf. Später gestalteten sie die Märchenmotive aus, bis daraus ihre Sammlung der Kinder- und Hausmärchen (1812-1815) entstand.

Eine ihrer Quellen stammte aus dem Münsterland. Vor allem Jenny, Annette von Droste-Hülshoffs Schwester, sammelte eifrig Märchen und ließ sie dem verehrten Wilhelm Grimm zukommen.

Da die Brüder Grimm ihre Arbeit gut dokumentiert haben, kann man noch heute aus der Fülle der Kinder- und Hausmärchen herauslesen, welche auf Jenny von Laßberg zurückgehen. Ein Beispiel sind “Die zertanzten Schuhe“ (Nr. 133 der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen):

„Es war einmal ein König, der hatte zwölf Töchter, eine immer schöner als die andere. Sie schliefen zusammen in einem Saal, wo ihre Betten nebeneinander standen, und abends, wenn sie darin lagen, schloß der König die Tür zu und verriegelte sie. Wenn er aber am Morgen die Türe aufschloß, so sah er, daß ihre Schuhe zertanzt waren, und niemand konnte herausbringen, wie das zugegangen war. Da ließ der König ausrufen, wers könnte ausfindig machen, wo sie in der Nacht tanzten, der sollte sich eine davon zur Frau wählen und nach seinem Tod König sein: wer sich aber meldete und es nach drei Tagen und Nächten nicht herausbrächte, der hätte sein Leben verwirkt. Nicht lange, so meldete sich ein Königssohn und erbot sich, das Wagnis zu unternehmen. […]“

 

Ob es ihm gelingt, den Prinzessinnen auf die Spur zu kommen? Wer es wissen will, kann das ganze Märchen hier nachlesen.

Fächersprache – Geheimcode der Jugend oder Werbegag?

August16

In der Sommerhitze ist er wieder ein nützliches Accessoire geworden: der Fächer. Ohne saß ich heuer häufig in heißem Neid hinter jenen Frauen, die sich Luft machen konnten und beschloss: Das muss sich ändern.

Früher waren Fächer gleich in mehrfacher Hinsicht praktisch. Sie blicken auf eine lange Geschichte zurück, denn schon im alten Ägypten wurde Herrschenden mit großen Palmwedeln Luft zugefächert. Als handliche Faltfächer zogen sie in Europa seit dem 16. Jahrhundert in die große Gesellschaft ein. Im Rokoko des 18. Jahrhunderts avancierten Handfächer zum Mittel der Koketterie.

In Zeiten, in denen junge Leute nur selten unter sich sein oder sich allein verabreden konnten, avancierten Fächer zu einem wichtigen Teil der Flirtkultur. Er verstärkte die Körpersprache und den Austausch geheimer Botschaften, die sich zumindest unter den Jungen zu einer Fächersprache ausgestalteten. So erlebte der Fächer im 19. Jahrhundert – und damit zur Zeit der Droste – seine Blüte als Accessoire und Kommunikationsmittel.

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Im Jahr 1827 soll der Pariser Fächerhersteller Duvelleroy seine Ware zusammen mit einem kleinem Codebuch herausgegeben haben, quasi einem Wörterbuch der Liebessprache durch den Fächer gesprochen. Gelungenes Marketing würde man das heute nennen. In unserer Zeit ist der Fächer selbst zum Werbegeschenk geworden und entfaltet eine neue Sprache. Er kommuniziert durch aufgedruckte Logos und Slogans. Aber letzten Endes: Ob Braut- oder Produktwerbung, ein Hingucker ist er geblieben.

Für alle, die für die nächste heiße Sommernacht oder die Ballsaison danach vorbereitet sein wollen, hier ein paar der im 19. Jahrhundert gängigen Fächervokabeln:

  • Fächer ruht auf der rechten Wange: ja
  • Fächer ruht auf der linken Wange: nein
  • Fächer auf die Lippen legen: Küss mich
  • Fächer ans Herz führen: Für immer die Ihre
  • geschlossenen Fächer abwärts richten: Ich verachte Sie

Alle Angaben ohne Gewähr.
Wie weit verbreitet und verwendet die Fächersprache früher wirklich war, darüber gehen die Meinungen auseinander und es bleibt ein altes Geheimnis.

Eine belegte Variante der Fächersprache kann dagegen z. B. im Schillerhaus Leipzig bewundert werden. Dort ist ein Fächer ausgestellt, dessen Rückseite Namen und Notizen zeigt, sozusagen ein verstecktes Poesiealbum. Gerade im Biedermeier waren persönliche Alben sehr verbreitet, nur lasen die Eltern der jungen Damen natürlich mit. Wer sich also einen geheimen Reim auf seine Liebste machen wollte, schrieb ihr auf die Rückseite ihres Fächers.

In Bielefeld gibt es übrigens Deutschlands einziges Fächermuseum. Es zeigt eine Sammlung ausgewählter Exemplare quer durch die Jahrhunderte.

Droste-Tage 2015

August4

Empfehlung für das kommende Wochenende:

Ab Freitag finden auf Burg Hülshoff in Münster-Havixbeck die Droste-Tage 2015 statt.

Am originalen Wohn- und Schreibort der Droste (inkl. Museum) kann man dann nicht nur in die Lebensatmosphäre ihrer Zeit eintauchen, sondern kreative Auseinandersetzung mit Droste-Texten erleben: Konzerte, Ausstellung etc.

Kunst in der Kunst quasi – das wird meta-gut!

Hier geht’s zum Programm der Droste-Tage.

Hülshoff

 

Die Droste in drei Minuten

Juni6

Die letzten Korrekturen, bevor es endgültig in den Druck geht. Als Vorgeschmack auf 300 Seiten aus dem Leben der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff gibt hier die Bio in 3 Minuten einen Überblick.

(Das ist ausdrücklich kein Buchtrailer, aber eine gute Einstimmung.)

 

 

Zum Todestag der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff

Mai24

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Die westfälische Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) hätte das Denkmal an der Kreuzschanze  in Münster wohl gemocht, solange sie selbst nicht mehr daran vorbeischlendern musste. Schließlich entwickelte die Verfasserin der “Judenbuche” trotz ihres langen Weges bis zur Anerkennung eine Haltung zum Ruhm, die sie ihrer Freundin Elise Rüdiger einmal so beschrieb:

“Wenn ich sehe, wie so alles durcheinander krabbelt, um berühmt zu werden, dann kömmt mich ein leiser Kitzel an, meine Finger auch zu bewegen. Geduld! Geduld! Aber wenn ich dann wieder sehe, wie einer kaum den Kopf über dem Wasser hat, dass schon ein anderer hinter ihm einen Zoll höher aufduckt und ihn niederdrückt; wie Heine schon ganz verschollen, Freiligrath und Gutzkow veraltet sind – kurz, die Zelebritäten sich einander auffressen und neu generieren wie Blattläuse, dann scheint mir’s besser, die Beine auf dem Sofa zu strecken und mit halbgeschlossenen Augen von Ewigkeiten zu träumen. […]

Ach, Elise, alles ist eitel! Was hilft’s mir, dass die Buchhändler meinen, auch mich kurze Zeit dem Publikum als Zugpflaster auflegen zu können, um mich nachher wie eine verbrauchte spanische Fliege beiseite zu werfen. […]

So steht mein Entschluß fester als je, nie auf den Effekt zu arbeiten, keiner beliebten Manier, keinem anderm Führer als der ewig wahren Natur durch die Windungen des Menschenherzens zu folgen, und unsre blasierte Zeit und ihre Zustände gänzlich mit dem Rücken anzusehn. Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden […].“

(Brief vom 24.7.1843 an Elise Rüdiger)

Ihr Wunsch wurde Wirklichkeit. Heute gehört ihr Werk zum Literaturkanon, die “Judenbuche” ist Schullektüre und ihre atmosphärische Lyrik vermag noch heute zu berühren. Vielleicht, weil die Droste trotz schwacher Augen eine feine Beobachterin der (menschlichen) Natur gewesen ist.

Als  persönliche Hommage an die Dichterin erscheint deshalb in wenigen Tagen mein biografischer Roman über sie.

Cover final_blog

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