Motormeditationen, Sci-Fi-Feeling, Wasser- und Bilderfluten: Nachlese zur documenta
In der documenta-Halle:
Im „Limited Art Project“ des Chinesen Yan Lei (188) betritt der Besucher einen Raum voller Bilder – sie hängen übereinander an meterhohen Wänden, von der Decke, im Magazin. Insgesamt fischte der Künstler während eines Jahres intuitiv 360 Bilder aus dem Internet und zog sie auf Leinwand, um die Bilderflut des schnellen Mediums analog zu dokumentieren und ihr Dauerhaftigkeit zu verleihen. Schöne Idee.
Thomas Bayrle (25) kombiniert in seinem Projekt diverse Automotoren mit spirituellen Soundinstallationen. Die rotierenden Motoren gehen eine gebetsmühlenartige Synthese mit den Klängen eines Rosenkranzgebetes ein, die in dem riesigen, weißen Raum verhallen. Wie ein modernes Mantra in einem virtuellen Raum der Matrix. Sehr fremdartig, aber überraschend stimmig.
Die Koreaner MOON Kyungwon und JEON Joonho (119) inszenieren auf Videoleinwänden „Das Ende der Welt“. Tatsächlich ist es ein Zukunftsszenario und zur Gruppenausstellung gehören auch die Designerarbeiten von Takram, die sich rund um die Ressourcennutzung des Wassers in 100 Jahren drehen. Shenu – Hydrolemic System weckt mit stylischen Körperergänzungen, die das Wasseroutput des Körpers mit Nasen- und Blasenimplantaten wiederaufbereiten, Sci-Fi-Feeling. Sozusagen die körperinterne Variante zu den Wassersparanzügen der Wüstenbewohner aus Dune.
Die Inderin Nalini Malani (108) kreierte „In Search of Vanished Blood“, eine Video-Schattenspiel-Installation mit Gedichttexten aus dem Off. Die Multimediadarbietung beschäftigt sich mit defensiver vs. aggressiver Gewalt. Trotz der ernsten Thematik und der als „provokativ“ ausgewiesenen Umsetzung empfand ich die Installation mit Sogwirkung durchaus poetisch.