Esther Grau

inspired by dreams

Lasst Blumen sprechen

Juni25

England wählte die romantische Rose, Wales die Narzisse und Irland das mystische Kleeblatt zum nationalen Symbol. In Schottland gilt ausgerechnet die Distel als Nationalblume.

Distel_web

Der schottische Stand-up-Comedian Danny Bhoy hat seine ganz eigene Erklärung gefunden, warum die Schotten im Gartencenter der Nationalsymbole gerade ein “Unkraut” auswählten.

Nach einer schottischen Legende entschieden sich die stolzen Schotten für die bescheidene Pflanze, weil sie ihnen einmal das Leben rettete. Als sich die Wikinger nachts an das Lager schottischer Krieger anschlichen, trat einer von ihnen auf eine Distel, schrie vor Schmerz laut auf und warnte dadurch ungewollt die Schotten. Fortan galt die Distel als Schutzsymbol. Historisch nicht eindeutig belegt, aber in jedem Fall eine schöne Geschichte …

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Buchextrakt (30) Haruki Murakami: 1Q84 (Bd. 1 + 2)

Juni23

Tengo, Mathematiklehrer mit schriftstellerischen Ambitionen, und Aomame, Kampfsporttrainerin mit gelegentlichen Spezialaufträgen, sind die beiden Protagonisten und damit auch die beiden Perspektiven der Geschichte. Sie spielt in Tokio, und zwar im Jahr 1984. Bezügen zu Orwells gleichnamigem Buch lassen sich schon am Titel von Murakamis Werk ablesen.

Mehr möchte ich gar nicht verraten von dieser seltsam surrealen Erzählung, die den Leser einspinnt wie die vielbeschworene “Puppe aus Luft”. An der Oberfläche nichts als Realismus, jede Alltagshandlung der Figuren steht dem Leser überdeutlich vor Augen, doch darunter wirkt eine verschobene, wenn nicht verkehrte Welt. Eine latente Bedrohung durch die “Little People” und ihre mehr als mythische Kraft zieht sich durch die Erzählung.

Es ist schwer, die subtile Stimmung des Buches  in einer kurzen Leseprobe einzufangen, dennoch ein Versuch:

“Er fuhr nach Hause, schlief ein und träumte. So realistisch hatte er schon lange nicht mehr geträumt. Er war ein winziges Stück eines gigantischen Puzzles. Aber er veränderte ständig seine Form, weshalb er nirgendwo richtig hineinpasste. Außerdem musste er parallel zu der Aufgabe, seinen Platz im Puzzle zu finden, in einem vorgeschriebenen Zeitraum die Notenblätter für ein Paukenstück aufsammeln. Sie waren von einem starken Windstoß davongeweht und überall verstreut worden. Blatt für Blatt hob er sie auf. Nun musste er die Seitenzahlen überprüfen und in die richtige Reihenfolge bringen. Dabei veränderte er wie eine Amöbe immer wieder seine Form. Er konnte die Situation einfach nicht unter Kontrolle bringen. Irgendwann tauchte Fukaeri auf und ergriff seine linke Hand. Plötzlich hörte Tengo auf, seine Gestalt zu verändern. Auch der Wind legte sich, und die Notenblätter flogen nicht mehr herum. Tengo war erleichtert. Doch währenddessen lief auch seine Zeit ab. ‘Jetzt ist Schluss’, mahnte Fukaeri mit leiser Stimme und sogar in einem ganzen Satz. Die Zeit blieb pünktlich stehen, und die Welt endete. Die Erdrotation kam zum Stillstand. Alle Geräusche verstummten. Alle Lichter erloschen.” (S. 371)

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Welche Jane-Austen-Figur bist du?

Juni4

I am Elinor Dashwood!

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Proper Opossum Poetry Corner

Mai18


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Buchextrakt (29) Volker Surmann: Lieber Bauernsohn als Lehrerkind

Mai15

Eine Kindheit auf dem Land ist Idylle – eine Jugend auf dem Land die Hölle.

Der Berliner “Multifunktionssatiriker” und Autor Volker Surmann, ein Kind der Siebziger,  plaudert über seine wilden westfälischen Jugendjahre am Fuß des Teutoburger Waldes. Seine empfindsame Seele hatte im bodenständigen Umfeld ziemlich zu kämpfen. Zum Beispiel in der ersten Fahrstunde, die direkt im Graben endete, weil der Fahrlehrer nicht fassen konnte, dass der Bauernsohn wirklich noch nicht fahren konnte.  Die ersten lyrischen Ergüsse stießen ebenfalls auf unerwartete Publikumsreaktionen.

Achtung: In den Geschichten sterben viele (niedliche) Tiere und manche Träume, aber nie das tragikomische Moment.

Man merkt dem Buch zwar an, dass es auf verschiedenen Stand-up-Nummern basiert, aber darüber kann man hinweglachen.

Wer Buddenbohms Geschichten aus Nordostwestfalen mag, ist mit diesem “Heimatbuch” jedenfalls gut beraten.

“Landwirtschaft und ich, das hatten mich Lünkenschroths Apfelbaum der Erkenntnis und die Ingrid-Marien-Erscheinung auf der Kühlerhaube gelehrt, wir passten einfach nicht zusammen.

Ich war juveniler Literat und Poet, kein Bauer! Ich interessierte mich für Literatur, Politik und Sinnfragen, die über den Horizont des eigenen Ackers hinausreichten! Ich verschrieb mich der Schülerzeitung und kirchlicher Jugendarbeit, und mein Vater tolerierte all diese Eskapaden mit westfälischem Gleichmut.

Schwerer war für ihn mein Coming-out zu verkraften. Denn mit fünfzehn musste ich mir und meinen Eltern eingestehen, dass ich Pollenallergiker war. Ich, ein Bauernsohn – mit Heuschnupfen. Und zwar ausgerechnet und allergologisch beglaubigt, gegen Gräser und Getreide. Ich bin bis heute fest davon überzeugt, dass mein Heuschnupfen meine Familie mehr getroffen hat als später mein echtes Coming-out. Schlimmer wäre wohl nur noch eine Laktose-Intoleranz gewesen.” (S. 24)


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German Schnitzel

Mai11

Wie ich kürzlich erzählte, weckt die deutsche Küche, speziell bayrisches Essen, nicht nur Begeisterung, sondern in seiner fettigen Fülle auch Befremden bei ausländischen Deutschlandbesuchern. Das Reiseblog everywhereist stellt sehr amüsant die subjektiven Erfahrungen mit den wichtigsten Gerichte von Weißwurst über Schweinshaxe bis zu kindskopfgroßen Tortenstücken vor.

Über den Geschmack der Gerichte mag man streiten,  mich fasziniert in dem Artikel vor allem die Verwendung von “Schnitzel” als Verb:

Germans can schnitzel the hell out of anything. First, they take a slab of meat and hammer it flat.

That’s right: they are so damn badass, they beat their food after it’s dead.

via anke

Everywhereist unternahm übrigens auch schon einen Trip an die ligurische Küste – Cinque Terre von Monterosso bis Vernazza immerhin.  Das erinnert mich an letztes Jahr, wo ich dort auf dem Weg zum Golf der Dichter war.


The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore

Mai9

Animierter Kurzfilm – zu Recht preisgekrönt.


Buchextrakt (28) Lissa Price: Starters

Mai7

Als mir die gedruckte Leseprobe eine Bahnfahrt spannungsreich verkürzte, wollte ich den futuristischen Thriller zuende lesen (erfolgreiches Marketing!). In der Buchhandlung schickte man mich zu meiner Überraschung in die Jugendabteilung – daher also die etwas  einfache Sprache. Mich hats trotzdem gut unterhalten.

Die Story: In Nordamerika haben nach einer Katastrophe nur die früh geimpften Jungen (“Starters“) und die Alten (“Elders“) überlebt. Kinder, um die sich keine Großeltern kümmern können, schlagen sich auf der Straße durch. So auch die sechzehnjährige Callie und ihr kleiner, kranker Bruder Tyler. Um Geld für seine Medizin zu verdienen, unterschreibt Callie einen Vertrag bei der illegalen Body Bank namens Prime Destinations, um ihren Körper zu vermieten. Per Mikrochip im Hirn laden die Elders dort ihren Geist in junge Körper, um mal wieder richtig Spaß zu haben. Natürlich geht dabei etwas schief …

Trotz der weiblichen Hauptfigur ist der Sci-Fi-Thriller für Jugendliche durch die spannende Handlung und das aktionsreiche Tempo sicher auch für Jungs geeignet.

“Du bist zum ersten Mal hier, nicht wahr?”

Ich nickte.

Das Letzte, woran ich mich erinnerte, war die Narkosemaske. Ich hätte im Ruheraum der Body Bank aufwachen müssen, nicht hier. Was mochte geschehen sein? Ich war einer Panik nahe, aber der letzte Rest Vernunft hielt mich davon ab, Prime Destinations zu erwähnen. Ich musste so tun, als gehörte ich hierher.

“Schicker Fummel”, sagte Madison und strich über das Material meines Minikleis. “Es macht solchen Spaß, sich endlich mal wieder aufzustylen, stimmt’s? Und sich in einem Laden wie dem Rune Club zu vergnügen. Jedenfalls weit besser, als jeden Samstagabend mit dem Häkelzeug im Schaukestuhl zu sitzen und sich die x-te Wiederholung eines alten Films anzugucken.” Sie blinzelte und stieß mich mit em Ellenbogen an.  “Bei dir ist es vielleicht Mahjong. Oder Bridge.”

“Tja.” Ich ließ meinen Blick lächelnd umherwandern. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprach.

“Callie, Liebes, bei mir musst du dich nicht verstellen.”

Ich blinzelte.

“Man krieg einen Blick für seinesgleichen. Und du hast sämtliche Tests bestanden.” Madison zählte an den Fingern ab: “Keine Tattoos, keine Piercings, keine Neon-Haarfarbe.” Dann deutete sie auf mich, um den Rest ihrer Argumente abzuarbeiten. “Teure Klamotten, edler Schmuck, gute Manieren und makellose Schönheit.”

An den letzten Punkt musste ich mich erst gewöhnen. Es dauerte vermutlich noch einen Weile, bis ich begriffen hatte, dass die Person, die ich im Spiegel sah, wirklich ich sein sollte.” (S. 84)


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Geburt eines Buches

April26


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Bessere Buchtitel

April24

Die perfekte Lösung für Bücherfreunde (?) mit zu wenig Zeit, um Rezensionen, Buchextrakte oder erste Sätze zu lesen: Betterbooktitles kondensiert die zentrale Buchidee (Achtung Spoiler!) in einem neuen Titel mit alternativem Cover.

Aus Nabokovs Lolita wird “Likable rapists” und “Infinite Jest” von David Foster Wallace heißt in der BBT-Fassung kurz und knapp Too long.

Vereinzelt trifft man auf der Seite auch auf deutsche Literatur, zum Beispiel lautet Erich Maria Remarques “Im Westen nichts Neues” mit neuem Titel “Even Germans have feelings“.

Besonders hübsch finde ich die Verwandlung der kleinen Raupe Nimmersatt in die Neufassung “Eat until you feel pretty“.


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