Esther Grau

inspired by dreams

Space Tourists

Juli22

„Ich bin der Mensch, in der Mitte der Welt.

Hinter mir Myriaden von Einzellern.

Vor mir Myriaden von Sternen.“

(Arsenij Tarkowskij)

Wer gibt 20 Millionen für einen Traum aus?

Der Dokumentarfilm Space Tourists erzählt vom Erwachen des Weltraumtourismus` und begleitet die ersten Menschen ins All, die keine ausgebildeten Astronauten sind. Zum Beispiel Anousheh Ansari, die erste Frau, die privat ins Weltall geflogen ist.

Wenn Anousheh Ansari für den typischen Weltraumtouristen der Zukunft steht, wird eines klar: Space Tourists sind keine Snobs, die  ins All reisen, weil sie sonst schon alles erlebt haben. Diese kleine Frau mit dem großen Lachen, der ansteckenden Begeisterung und dem Willen, von klein auf an ihrem Traum festzuhalten, beeindruckt tief. Sie zitiert Gandhi, bevor sie in die Rakete steigt und erzählt, dass sie auch mit einem One-Way-Ticket zur International Space Station (ISS) geflogen wäre. Das ist Leidenschaft.

Das alltägliche Leben an Bord der ISS, soweit man es überhaupt alltäglich nennen darf, zeigt sich ebenso umständlich wie lustig. In der Schwerelosigkeit spielen auch Erwachsene mit dem Essen und selbst das Staubsaugen wirkt wie ein großer Spaß: Man stelle sich Anousheh Ansari vor, die rittlings auf einem fliegenden Staubsauger sitzt und dabei sehr an Harry Potter auf seinem Besen erinnert.

Die Hauptrolle in diesem Film spielt jedoch eine andere. Die Aufnahmen von Mutter Erde überstrahlen mit ihrer Schönheit und Präsenz alles andere. Was für ein prächtiger Heimatplanet! Und wie seltsam, dass wir erst hoch hinaus müssen, um uns ihr näher zu fühlen.

Auf ihrem Spaceblog kann man detailliert nachlesen, wie Anousheh Ansari die 8 Tage im All erlebt hat.  Hier gibt es die deutsche Übersetzung (scrollen!).

Über ihren persönlichen Ausflug hinaus versteht sich Ansari als Wegbereiterin des Weltraumtourismus. Um die Entwicklung der privaten Raumfahrt zu fördern, unterstützte ihre Familie den Ansari X-Prize, den 2004 das SpaceShip One gewann. Als erstes privat finanziertes Raumschiff für drei Personen flog es ins All, und zwar zweimal innerhalb von zwei Wochen.

Aktuell ist übrigens der millionenschwere Google Lunar X-Prize ausgeschrieben für das erste private Team, das einen Roboter sicher auf dem Mond landet. Er soll mindestens 500 Meter über die Mondoberfläche flitzen, während er Daten, Bilder und Videos an die Erde sendet.

Space Tourists beleuchtet auch die „dunkle“ Seite der Raketenflüge: Beträchtliche Mengen von Raketenschrott landen wieder auf der Erde, zum Teil in besiedelten Gebieten und vor allem mit bedenklichen Chemikalien belastet.

Die betroffene Bevölkerung sieht dennoch überwiegend die positive Seite der „Geschenke des Himmels“: Sie handeln mit den hochwertigen Materialien oder klöppeln sich  selbst neues Ackergerät daraus zusammen.

Der Kreis schließt sich mit dem einfachen Hirten, der fern jeder Zivilisation seine Schafe hütet. Ein Bild, so alt wie Jahrtausende. Mit einem Unterschied: Das Dach seines Verschlages hat dieser Schäfer aus einer Rakete recycelt.

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