Esther Grau

inspired by dreams

Goethes Elefant, Einhörner und eine Bibliothek, die gar keine ist: Ottoneum in Kassel

August14

Im Kassler Ottoneum hat mich die Dauerausstellung des Naturkundemuseums mehr begeistert als die Exponate der documenta (13). Wo werden sonst schon mal Einhörner ausgestellt?

Ottoneum_web

Bei den „Beweisstücken“, die Expeditionen aus dem Norden mitbrachten, handelte es sich jedoch nicht um fabelhafte Hörner, sondern um Zähne des Narwals.  Diese sehr langen, dünnen  und spiralig gedrehten Zähne sind trotzdem ein kleines Wunderwerk: Untersuchungen ergaben erst in jüngster Zeit, dass die Wale diesen Zahn als Sinnesorgan für Hydrodynamik benutzen.

Wer an Dino-Skeletten und ausgestopften Mammuts in einem museumspädogogisch wertvollen Umfeld umherschlendert, entdeckt auch den Goethe-Elefanten (1773-1780). Er war nicht das Haustier des Dichters, sondern verbrachte sein Leben im Tierpark des Landgrafen Friedrich II in Kassel, wo er zum Publikumsliebling avancierte.  Berühmt wurde er aber erst nach seinem Tod, weil Goethe den Elefantenschädel  im Rahmen seiner naturwissenschaftlichen Studien zum Zwischenkieferknochen untersuchte. Damals glaubte man nämlich, dass dieser nur bei Säugetieren, nicht aber beim Menschen vorkäme. Mensch und Affe wären damit nicht nur geistig, sondern auch anatomisch verschieden.  Allerdings fand Goethe besagten Zwischenkieferknochen dann doch beim Menschen.  Seine Ergebnisse beendeten die Diskussion jedoch nicht  – Weltbilder lassen sich ja bekanntlich nicht so einfach über Bord werfen …

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Zu meiner Überraschung finde ich schließlich eine Bibliothek im Ottoneum, wenigstens sieht sie so aus. Die Einbände sind aus Holzrinde gemacht, bei näherem Hinsehen stecken aber gar keine Buchseiten zwischen den Deckeln. Die Schildbachsche Holzbibliothek ist in Wirklichkeit eine Xylothek, das heißt eine Naturaliensammlung, die in hölzernen Sammelkästen kleine Schätze verbirgt.  Ihre über 500 Bände zeigen Holzgewächse, wie sie Ende des 18. Jahrhunderts in Kassel zu finden waren.

Auf dem Weg zur documenta-Halle dann der unvermeidliche  –  internationale  – Hinweis auf das kulinarische Angebot:

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