Esther Grau

inspired by dreams

Buchextrakt (26) Bas Kast: Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft

März30

Ein Journalist, der locker-flockig über relevante Ergebnisse der neueren Hirnforschung berichtet, verspricht eine lohnende Lektüre. Tatsächlich gelingt es Kast, allgemeinverständlich und gleichzeitig unterhaltend Meilensteine und aktuellen Forschungsansätze zu beleuchten.

Im Mittelpunkt des  Buches steht die Frage, inwieweit Emotionen unsere Entscheidungen und Handlungen beeinflussen. Ein spannendes Thema, das überraschende Ergebnisse mit sich bringt. Die Macht der Intuition wird inzwischen auch von jenen Wissenschaftlichern bestätigt, die gerade die Ratio erforschen, das sei an dieser Stelle schon verraten.

Kast hat für seinen Bericht Forschungszentren auf der ganzen Welt besucht und scheut auch nicht den Selbstversuch. Einige darf auch der Leser des Buches mitmachen, andere – wie die kurzzeitige “Abschaltung” einiger Hirnareale durch einen starken Magneten – führt der Autor anschaulich vor Augen. Obwohl sich herausstellt, dass unser Gehirn einerseits immer genauer kartografiert wird, muss andererseits dem Unbewussten ein größerer Einfluss zugestanden werden, als bisher angenommen.

Darüber hinaus stellt Kast die Verbindung zu philosophischen Traditionen, bekannten Künstlern zwischen Genie und Wahnsinn sowie Autisten her.

Als Leseprobe zitiere ich den Anfang einer kleinen Rätselgeschichte, deren Auflösung im Buch zu finden ist:

Die Verwandlung des Herrn K.

Dies ist die Geschichte des Herrn K., eines geselligen, lebendigen Menschen; glaubt man einem seiner Zeitgenossen, war er ‘der eleganteste Mann von der Welt’. Aber das war lange vor K.s kühnem Selbstversuch.

Als K. 40 wurde, geriet er nämlich in eine Midlife-Crisis und fasste den Entschluss, sein Ich neu zu entwerfen, wie es ein Architekt am Reißbrett mit einem Stadtteil tut oder wie ein Informatiker am Computer eine Software umprogrammiert: Herr K., Version 2.0. Die Operation, ein Putsch der Vernunft gegen den Rest der Person, sollte Jahre dauern, doch schließlich gelang sie, und aus dem ehemaligen Hauslehrer und Bibliothekar wurde der vernünftigste Mensch auf Erden.

Kein Wort dieser Geschichte ist eine Erfindung.” (S. 28)

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