Esther Grau

inspired by dreams

Märchen in der Warteschleife: GRIMMWELT Kassel

Mai19

Große Ereignisse werfen ihren märchenhaften Schatten voraus: Am Ende des Sommers öffnet die neue GRIMMWELT Kassel ihre Pforten. Auf dem Weinberg in Kassel entsteht dafür eine große Multimedia-Daueraustellung, die das Leben und Werk der Brüder Grimm interaktiv vermitteln möchte. Bevor es am 4. September 2015 losgeht, gibt dieser Trailer schon einen kleinen Einblick in das geplante Projekt:

Wegen der Vorbereitungen ist das bisherige Brüder-Grimm-Museum in Kassel geschlossen. Es gibt aber bis zur Eröffnung der GRIMMWELT eine Übergangsausstellung im Erdgeschoss des Palais Bellevue („Baustelle GRIMM“), um die Wartezeit zu verkürzen.

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Eine Art Himmelfahrt: Schillerhaus Leipzig

Mai15

Neun Tage lang quälte sich die Kutsche von Mannheim nach Leipzig über verregnete Wege. Darin litt der 25-jährige Friedrich Schiller. Er kam 1785 mitten zur Ostermesse in Leipzig an – die Stadt war außer Rand und Band. Was Schiller noch nicht ahnte: auch wegen ihm.

Der Autor der „Räuber“ kommt in die Stadt! Wir wollen den Rebellen sehen!

Seit der Uraufführung des Stücks im Jahr 1782 begeisterten die „Räuber“ die Jugend, sodass sich eine wahre Fangemeinde bildete. Die Erscheinung des abgerissenen, weil gesundheitlich, finanziell und von der Reise angegriffenen Dichters, der von Natur aus nicht eben imposant war, enttäuschte offenbar etliche Anhänger. Schiller wirkte wohl eher wie ein Muttersöhnchen und nicht wie ein Freiheitsverkünder. Umgekehrt ging ihm der öffentliche Rummel um seine Person ein bisschen auf die Nerven.

Herzliche Anhänger seines Werks und bald schon gute Freund waren jedoch Christian Gottfried Körner und sein Kreis, die Schiller Fanpost geschickt und überhaupt nach Leipzig eingeladen hatten – und ihn damit vor dem finanziellen Ruin bewahrten.

Schillers Anstellung als Theaterdichter in Mannheim war nämlich gerade geplatzt: Er konnte aus gesundheitlichen Gründen die vertraglich geforderte Stückezahl nicht pünktlich liefern, wurde entlassen und blieb zunächst ratlos auf seinen Schulden sitzen. Es muss dem Burnout nahegewesen sein, wie man heute sagen würde, als ihn Körners Einladung wie ein Geschenk des Himmels erreichte, denn damit wurde alles anders.

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Die Zuneigung und die Unterhaltung mit seinen neuen Freunden und die Anerkennung für sein Werk stärkten ihn, wenngleich es ihm bald in der Stadt zu eng wurde. Überdies lockte die Sommerfrische jeden, der es sich leisten konnte, aus den engen Gassen der Stadt, in denen mit steigendem Sonnenstand auch der Gestank fehlender Kanalisation aufstieg.

Seine neuen Freunde mieteten ihn im nahen Dorf Gohlis, das heute ein Leipziger Stadtteil ist, bei einem Bauern ein, wo Schiller den Sommer 1785 verbrachte. Die Bauern verdienten sich damals mit dieser Art Sommergäste ein hübsches Sümmchen dazu. Da gab eine vielköpfige Bauernfamilie auch schon mal die eigene Wohnstube auf und begnügte sich mit zwei Schlafzimmern, um den Städtern noch ein Zimmer mehr zu vermieten. Gerade in Gohlis war die Nachfrage groß, konnte man dort doch nicht nur frische Luft, sondern die Annehmlichkeit der Stadtnähe genießen und abends die halbe Stunde durch das schöne Rosental ins Theater oder Konzert nach Leipzig spazieren. Für den Rückweg nahm man gern den Linienkahn.

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Es muss Schiller wie im Märchen vorgekommen sein: Gerade noch drückte ihn die Schuldenlast und unverhoffte Arbeitslosigkeit in Mannheim, dann sorgen plötzlich freundliche Menschen, die sich nicht nur als Bewunderer seines Werks, sondern auch als Freunde und Mäzen herausstellen, für sein Wohlergehen und finanzierten seinen Lebensunterhalt. Vom Wein beflügelt feierte man gemeinsam das sommerliche Landleben. Alles fügte sich so gut, dass Schiller in geradezu euphorische Stimmung versetzt wurde. Schönster Ausdruck seines neuen Lebensgefühls ist Schillers Lied an die Freude („Freude, schöner Götterfunken …“), das in Gohlis entstanden ist und später von Ludwig van Beethoven im 4. Satz seiner 9. Sinfonie als Ode an die Freude vertont wurde.

Schillers Sommerquartier von 1785 kann noch heute als Museum Schillerhaus Leipzig-Gohlis besichtigt werden. Neben einer kleinen Ausstellung gibt es die originalen Räume zu sehen und die anekdotenreichen Führungen lohnen auf jeden Fall.

Die Schillerbüste diente nicht nur als Vorbild für die im im 19. Jahrhundert sehr verbreiteten kleinen Schillerbüsten, die in allen Schulen und Bildungseinrichtungen standen, sondern mit seiner fein herausgearbeiteten Haarpracht auch für das Backwerk der Schillerlocken.

Schon früh hatte  sichder Schillerverein außerdem für ein „Highlight“ als Ausstellungsstück stark gemacht: eine Weste des Dichters – mit originalem Schweißfleck.

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Im Schillerhaus Leipzig finden regelmäßig Veranstaltungen statt, die sich nicht strikt auf Schiller beziehen, sondern den literarische Rahmen auflockern. Zu Pfingsten geht es  beispielsweise auf eine Reise durch die Schwarze Romantik.

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Literatour Hiddensee

Oktober12

Hiddenssee-Leuchtturm

Die Ostseeinsel Hiddensee, verwunschene Nachbarin Rügens, steht seit langem im Ruf, eine Künstlerinsel zu sein. Viele begeisterte sie, doch einen lockte sie ganz besonders: Der Schriftsteller Gerhard Hauptmann ist unter den prominentne Namen heute besonders präsent, weil sein Haus noch immer im Herzen von Kloster, dem nördlichsten Dorf auf Hiddensee, liegt. Von hier ist es nah zum Strand, aber auch zum Leuchtturm im Dornbusch.

Hiddensee-Strand1

Gerhart Hauptmann kam 1885 zum ersten Mal auf die Insel. Er war damals 22 Jahre alt und auf Hochzeitsreise.

Sein erstes Gedicht Mondscheinlerche deutet schon an, dass er sich damals auch in die Insel verliebte und daher in vielen folgenden Sommern wiederkehrte:

Von dem Lager heb’ ich sacht

meine müden Glieder;

eine warme Sommernacht

draussen stärkt sie wieder.

Mondschein liegt um Meer und Land

dämmerig gebreitet;

in den weissen Dünensand

Well’ auf Welle gleitet.

Unaufhörlich bläst das Meer

eherne Posaunen;

Roggenfelder, segenschwer,

leise wogend raunen

Wiesenfläche, Feld und Hain

zaubereinsam schillern;

badend hoch im Mondenschein

Mondscheinlerchen trillern.

“Lerche sprich, was singst du nur

um die Mittnachtsstunde?

Dämmer liegt auf Meer und Flur

und im Wiesengrunde.”

Will ich meinen Lobgesang

halb zu Ende bringen,

muss ich tag- und nächtelang

singen, singen, singen!”

Der spätere Literaturnobelpreisträger residierte auf Hiddensee oft im Haus Seedorn, einer alten Villa mit großem Garten, die er 1930 schließlich kaufte und durch einen Anbau erweiterte. Das Verbindungsstück gestaltete er wie einen gotischen Kreuzgang, auf dem er gerne auf- und abging und seine Texte diktierte. Auf Hiddensee entstanden daher große Teile seines Alterswerkes.

Das Gerhard-Hauptmann-Haus, wie es heute heißt, ist Besuchern zugänglich. Im Eingangsbereich führt eine kleine Ausstellung in Hauptmanns Leben und Werk ein. Wenn man beim Lesen auf der gemütlichen Bank im Windfang sitzt und das Glück hat, die dort dösende Hauskatze zu streicheln, fühlt es sich wirklich ein bisschen so an, als sei man bei Herrn Hauptmann zu Gast. Zumal der Hausherr nicht nur den Blick in sein Arbeitszimmer mit dem wuchtigen Schreibtisch und anderen originalen Einrichtungsgegnständen freigibt, sondern auch Einblick in seinen Weinkeller gewährt.

Hauptmann-Haus1

Im Obergeschoss stehen sogar die Türen zu den Schlafzimmern auf und offenbaren eine weitere Eigenart des Schriftstellers. Häufig von Schlafstörungen geplagt, wachte er nachts oft auf und notierte sich dann seine Traumerinnerungen - in dringenden Fällen auch gerne direkt auf der Schlafzimmerwand. Noch heute sieht man seine Handschrift über dem Bett, die unter anderem tiefe Einsichten wie diese notierte:

“Schweigen ist die größte Kunst”

Durchaus bemerkenswert für einen Mann des Wortes. Mit seinen Träumen beschäftigte sich Hauptmann offenbar intensiv und er scheint durchaus lebhaft geträumt zu haben. Nicht ohne Grund bemerkte er einmal:

“Mein Tagewerk besteht eigentlich nur darin, dass ich über das nachdenke, was ich im Traum gesehen und gedacht habe.”

Hauptmannhaus2

Bei seinem letzten Aufenthalt auf Hiddensee (1943) entstand ein weiteres Gedicht auf die Insel, das den Kreis schließt:

„Hier, wo mein Haus steht,

wehte einst niedriges Gras:

ums Herz Erinnerung weht,

wie ich dereinst

mit Freunden hier sass.

Wir waren zu drein,

vor Jahrtausenden mag es gewesen sein.

Es war einsam hier,

tief, tief!

So waren auch wir.

Verlassenheit über der Insel schlief.

Dann kam der Lärm,

ein buntes Geschwärm:

entbundener Geist,

verdorben, gestorben zuallermeist.

Und nun leben wir in fremdmächtiger Zeit,

verschlagen wiederum in Verlassenheit.

In meines Hauses stillem Raum

herrscht der Traum.”

Gerhard Hauptmann starb 1946 in Schlesien, doch wurde auf eigenen Wunsch auf Hiddensee bestattet.

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Literatour: Prag

Juli27

Karlsbrücke PRag

Prag hat viele Dichter inspiriert, doch auf Kafkas Spuren wandelt es sich besonders gut durch die tschechische Stadt. Der Schriftsteller Franz Kafka (1883-1924) lebte als deutscher Jude in Prag, wo er den wesentlichen Teil seines Lebens verbrachte.

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Kafka wechselte in Prag häufig die Wohnung, sein Geburtshaus steht nicht mehr, aber zumindest einen originalen (und originellen!) Schreibort kann man auch heute noch besuchen:

Das Goldene Gässchen schmiegt sich an die innere Mauer der Prager Burg. Hier reihen sich winzige Häuser aneinander, die jeweils aus kaum mehr als einem Wohnraum mit Fenster und Blick ins Grüne bestehen. Ursprünglich dienten sie dem Burgpersonal wie den Wächtern als Unterkunft. Später sollen dort Alchimisten gewirkt haben (daher der Name), wenigstens die Arbeit der Goldschmiede und anderer (Kunst-)Handwerker ist belegt.

PRagGoldgässchen_web1

In der blauen Nr. 22 arbeitete Kafka 1916/1917 an einigen Erzählungen, die er in der Sammlung Ein Landarzt veröffentlichte.  Das Häuschen war das geheime Refugium der Geschwister, von dem die Eltern nichts wussten. Kafkas jüngste Schwester Orla hatte es als eigenen Emanzipationsversuch gegenüber den Eltern gemietet und Franz nutzte es wochentags als Arbeitsstätte. Heute ist darin eine winzige Kafka-Buchhandlung untergebracht.

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Kafkas Lebensrhythmus und Schreibtag gestaltete sich zu jener Zeit so: Von 8.00 Uhr bis 14.00 Uhr ging er seinem Brotberuf als Angestellter bei der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt nach, aß anschließend bei den Eltern in der Wohnung am Alststädter Ring zu Mittag, verbrachte den Nachmittag mit Mittagsschlaf und Besorgungen, bevor er am frühen Abend die Moldau überquerte und auf der Kleinseite die alte Schlossstiege zum Hradschin hinauf nahm. Als passionierter Spaziergänger liebte er es, seine Gedanken auf diesem schönen Weg vor und nach dem Schreiben zu klären.

Prag-Kleinseite mit Museum

Das Kafka-Museum in Prag gibt einige aufschlussreiche Einblicke in Kfakas biografische und literarische Entwicklung. Smetanas Moldau erklingt im Hintergrund, während auf einer Leinwand ein Schwarzweißfilm das Prag zu Kafkas Lebzeiten einfängt. Die Kamera folgt einer Straßenbahnfahrt durch Prags Altstadt und obwohl es ein Stummfilm ist, vermittelt das Gewimmel auf den Straßen ein höchst lebendiges Bild. Man meint, Kafka hetze gleich, wie jener Eilige, ins verhasste Büro oder schlendere, wie jener junge Mann dort, gedankenverloren durch die Straßen.

So ist es auch mehr die Atmosphäre der Stadt als die Suche nach konkreten Orte, die eine Spurensuche zum Erlebnis werden lässt. Die Website des Kafka-Museums bringt das ganz gut auf den Punkt:

Es wird häufig versucht, die Prager Orte in Kafkas Werk zu benennen. Normalerweise geht man davon aus, dass der anonyme Dom in “Der Prozess” kein anderer als der Sankt-Veits-Dom ist, dass im letzten Kapitel der Weg von Josef K. von der Altstadt über die Karlsbrücke zur äußeren Grenze der Kleinseite führt. Man sagt auch, dass in “Das Urteil” der Quai, der Fluss, das Moldauufer von Georg Bendemanns Fenster aus genau so zu erkennen sind wie von der Niklasstraße aus, in der die Familie Kafka im Jahr 1912 wohnte. Man bemüht sich, den Beweis zu erbringen, dass die Topografie Prags immer da ist, jedoch nicht benannt wird. Das ist aber nicht das Wesentliche. Kafka gelingt etwas noch Schwierigeres: er verwandelt Prag in eine imaginäre Topographie, die über einen trügerischen Realismus hinausgeht. Die gespenstische kafkaeske Architektur hat eine andere Bestimmung. Nicht mehr ein bestimmtes Büro, eine Schule, ein Gymnasium, eine Universität, eine Kirche, ein Gefängnis oder ein Schloss ist wichtig, sondern die Bedeutung dieser Gebäude als topologische Metaphern und allegorische Orte. (Kafka-Museum)

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Schön ist auch, dass das Museum nicht nur Handschriften seiner literarischen Werke und Korrespondenzen ausstellt, sondern auch Einblick in sein berufliches Schreiben gibt. Die Vorsichtmaßnahmen gegen Unfälle durch mechanische Bürsten (1909) gehören aber wohl eher zu Kafkas weniger beachteten Arbeiten …

Die Arbeit im Büro war Kafka immer ein Greuel. Er habe “Kopfschmerzen von den jungen Mädchen in den Prozellanfabriken”, berichtet Kafka einmal, nicht weil sie ihn so betörten, sondern weil sie so viel Porzellan fallen ließen, das für Kafka zur Versicherungssache wurden.

Schreiben und Bureau schließen einander aus, denn Schreiben hat das Schwergewicht in der Tiefe, während das Bureau oben im Leben ist. So geht es auf und ab und man muss davon zerrissen werden
(Brief an seine Verlobte Felice Bauer)

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Von seiner Berufung zum Schreiben, die ihn mitten in Prag überkam, erzählt Kafka dagegen so:

Ich saß einmal vor vielen Jahren, gewiss traurig genug, auf der Lehne des Laurenziberges. Ich prüfte die Wünsche, die ich für das Leben hatte. Als wichtigster oder als reizvollster ergab sich der Wunsch, eine Ansicht des Lebens zu gewinnen (und – das war allerdings notwendig verbunden – schriftlich die anderen von ihr überzeugen zu können), in der das Leben zwar sein natürliches schweres Fallen und Steigen bewahre, aber gleichzeitig mit nicht minderer Deutlichkeit als ein nichts, als ein Traum, als ein schweben ekrannt werde. Vielleicht ein schöner Wunsch, wenn ich ihn richtig gewünscht hätte. […]

Es ist ihm doch gelungen, auch wenn er selbst es bezweifelt haben mag. Nicht umsonst zieht auch das Kafka-Museum das Fazit:

Kafka’s fiction reveals the hallucinatory nature of what we call reality.


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Der Geschichtenerzähler

Juli16

Robert Louis Stevenson (1850-1894),  Autor von Dr. Jekyll und Mr. Hyde und Die Schatzinsel, galt in Samoa als Geschichtenerzähler, Tusitala genannt.

1889 war der schottische Schriftsteller aus gesunheitlichen Gründen nach West-Samoa gereist, weil das rauhe schottische Klima seine Tuberkulose verschlimmerte.

To travel hopefully is a better thing than to arrive.

Robert Louis Stevenson

Auf West-Samoa blühte er noch einmal auf und verlebte seine letzten fünf Lebensjahre voller Wohlbefinden und Schreiblust. Stevensons ehemaliges Wohnhaus ist heute ein Museum, das unter anderem den Schreibort des Schriftstellers zeigt. Der Film von Rainer Wälde geht auf Spurensuche in Samoa.

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Museumsnacht Weimar für Literaturliebhaber

Mai27

14-Weimar Dichterdenkmal

Die Musen und Götter des Marketings meinten es gut mit der Museumsnacht in Weimar. Nach einem verregneten Nachmittag riss der Himmel pünktlich zum Beginn der Museumsnacht auf. Die Luft roch frisch und ließ sich von der zurückkehrenden Sonne rasch wieder erwärmen. Ein Grund mehr, durch den Park an der Ilm zu Goethes Gartenhaus zu schlendern.

14-Weimar Goethes Gartenhaus_web

Obwohl Goethe die meiste Zeit in Weimar in seinem Wohnhaus am Frauenplan lebte, war dies nicht sein erstes Domizil in der Stadt. Vielmehr finanzierte Herzog Carl August ihm zunächst das Gartenhaus im Park an der Ilm. Der damals erst 19-jährige Herzog war begeistert von Goethes Werther, deshalb wollte er den Sturm-und-Drang-Dichter aus Frankfurt am Main nach Weimar locken und an seinen Hof binden. Um ihm dort eine Stelle zu geben, brauchte Goethe aber das Bürgerrecht Weimars und das erhielten wiederum nur Grundbesitzer. So kam Goethe zu seinem ersten Haus, wo er von 1776 bis 1782 lebte.

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Noch heute liegt Goethes Gartenhaus idyllisch mitten im Park an der Ilm und bietet herrliche Ausblicke. Man kann Goethes naturnahes Leben und seine dichterische Abgeschiedenheit hier gut nachfühlen. Die kleinen Räume werden in der Farbgestaltung der Goethezeit präsentiert (rot, grün, orange). Auf einem Tisch liegt die Reinschrift zur Iphigenie und vor dem Schreibpult im Zimmer nebenan steht noch der „Esel“, Goethes ergonomisch geformter Arbeitssitz. Er sollte die Schädlichkeit langen Sitzes vermeiden, aber dennoch eine Entlastung bei stundenlangem Schreiben bieten, denn damals schrieb man üblicherweise im Stehen.

Goethes Wohnhaus am Frauenplan in Weimar kannte ich schon von einem früheren Besuch. So lauschte ich nur kurz in den Garten, aus dem an diesem Abend südamerikanische (!) Melodien erklangen.

14-Weimar Schillerhaus-Web

Das Schillerhaus hielt die Fensterläden leider geschlossen, weil es samt Schillermuseum noch bis Ende 2014 saniert wird.

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Von Buchautomaten und literarischen Doppelgängern

Mai12

Bei der Museumsnacht in Leipzig und Halle entdeckte ich in den Franckeschen Stiftungen in Halle in einer versteckten Ecke den Reclam-Buchautomaten. Das Verlagshaus stellte 1912 den ersten Automaten dieser Art in Erfurt auf und vertrieb rund 20 Jahre lang auf diesem Weg erfolgreich seine Bücher. Sogar heute noch bekommt man für kleine Münzen große Literatur.

Reclam-Buchautomat

Reclam-Buchautomat

Schon im 19. Jahrhundert entstanden Automaten, die aber weniger aus praktischen Gründen, sondern als Beispiele höchster mechanischer Kunst ausgestellt wurden. Dazu gehörten auch Musikautomaten wie dieser Trompeterautomat aus dem Jahr 1810.

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E. T. A. Hoffmann (1776-1822) erlebte ihn in Dresden und wer seine Werke kennt, weiß um die Folgen. Automaten und Doppelgänger, die Ambivalenz von künstlichem und lebendigem Mensch, bestimmten viele seiner Geschichten.

Es war angeblich dieser mechanische Musiker, der Hoffmann zum Schreiben seines Nachtstücks Der Sandmann und nach Angabe des Museums auch zur Erzählung Die Automate anregt, obwohl andere eher diesen Schachautomaten (Schachtürke) als Vorbild vermuten.

In jedem Fall inspirierten die mechanischen Doppelgänger die literarischen Doppelgänger.

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Bach macht Party

März21

Johann Sebastian Bach wäre heute stattliche 329 Jahre alt geworden. Das hält den Komponisten nicht ab, am Ort seiner ehemaligen Wirkungsstätte in Leipzig eine Geburtstagssause zu veranstalten.

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Die Kinder der Stadt bringen auf dem Thomaskirchhof ein Ständchen zu seinen Füßen, dafür lädt Bach hinterher zu Kaffee und Kuchen ein.

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Im Bachmuseum gegenüber gibt es beim Tag der offenen Tür tolle Führungen und auch in den nächsten Tagen noch Veranstaltungen und Konzerte. Ein lebendiges Kulturprogramm für einen alten Meister!

14Bachmuseum

Das Museum ist übrigens ein interaktiver und museumspädagogischer Genuss, das gilt auch für alle anderen Tage.

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(Warten auf die ersten Gäste).

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St. Patrick’s Day 2014

März17

Zum St. Patrick’s Day gibt es heute ein paar Irlandimpressionen …,

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… verbunden mit ein paar Tipps für echt irisches Lesevergnügen:

Bölls irisches Tagebuch und Hawks Tour mit dem Kühlschrank.

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Der passende Soundtrack kommt beim Rundflug über Irland auf die Ohren.Warum ausgerechnet die Distel die Nationalblume der Iren ist, erfährt man hier.

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Literatour zu Romanorten #Montagsfrage

Februar23

Libromanie hat diese Woche eine so passende #Montagsfrage gestellt, dass ich sie mal gleich beantworte: Hast du schon einmal einen Ort besucht, nur weil er in einem Roman vorkommt?

Oh ja. Nicht nur einmal.

Frank McCourts Die Asche meiner Mutter führte mich im Irlandurlaub extra nach Limerick. Auch Heinrich Bölls Irisches Tagebuch erzählt davon. Das Stadtklima war zum Glück nicht mehr so scheußlich wie im Roman, hat mich aber trotzdem nicht besonders angesprochen. Ganz im Gegensatz zu anderen irischen Gegenden.

Außerdem bin ich mit dem „Hogwarts-Express“ von Fort Williams nach Mallaig gefahren: Tolle Aussicht, aber von innen doch nur ein überfüllter, alter Regionalzug.

Letztes Jahr hat mich  nicht zuletzt Pascal Merciers Mit dem Nachtzug nach Lissabon zu einer persönlichen Literatour durch Lissabon inspiriert. Dort erlebte ich auch denWelttag des Buches 2013.

Sehr gerne sehe ich mir aber auch die Schreib- und Lebensorte von Schriftstellern und Dichtern an. Auf meiner Literatour nach Edinburgh habe ich mir unter anderem den geistigen Geburtsort von Harry Potter angesehen. Hierzulande besuchte ich das Goethehaus in Weimar und das Hermann-Hesse-Kabinett in Tübingen, wo Hesse seine Buchhändlerlehre absolvierte.

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